Geleitworte von Hans F. K. Günther

Als die Franzosen Schlageter gefangen genommen hatten, schrieb eine französische Zeitung mit welscher Genugtuung, der Gefangene sei ein „echter Deutscher“, blond und blauäugig. Durch vier Kriegsjahre hindurch hatten die Franzosen sich am Anblick deutscher Gefangener davon überzeugen können, daß durchaus nicht alle Deutschen, ja sogar nur eine Minderheit der Deutschen, Gestalt, Gesichtszüge, Haar- und Augenfarbe mit Schlageter teilten. Sie hatten in den besetzten Gebieten erkennen können, daß wohl die Mehrheit der Deutschen nicht so „echt deutsch“ aussehe wie Schlageter. Trotzdem nannten sie eben Schlageter einen „echten Deutschen“. Es muß ihnen also irgend etwas an dem Rassenbild, das der Gefangene darstellte, als das „echte“, das „eigentliche“ deutsche erschienen sein. Schlageter aber war vorwiegend nordischer Rasse. Gerade die einer dunkleren Bevölkerung besonders auffallenden Merkmale nordischer Rasse, die blonden Haare und blauen Augen, waren ja von der französischen Zeitung noch besonders genannt worden.

Eine gleiche Anschauung, wie sie diese französische Zeitung aussprach, besteht aber auch bei uns Deutschen selbst. Als „echt deutsch“ empfinden wir nicht irgendeinen „Durchschnittsdeutschen“, nicht irgendwelche besonders häufig vorkommenden Gestalten oder Gesichter, sondern zumeist Menschen, welche mehr oder weniger vorwiegend der nordischen Rasse angehören, der hochgewachsenen, schlanken, schmalgesichtigen, schmalnäsigen Rasse mit dem ausgesprochenen Kinn, den hellen Haaren und Augen — um hier nur diejenigen leiblichen Merkmale dieser Rasse zu nennen, welche im täglichen Leben von Laien auch beachtet werden. Unter diesem Bilde sehen wir — mit Recht, wie die rassenkundlichen und geschichtlichen Zeugnisse angeben — auch die „alten Deutschen“, die Germanen überhaupt. Wenn wir so gerade eine Minderheit der heutigen Deutschen, nämlich die vorwiegend nordischen, als „echt deutsch“ empfinden, so spielt hier also auch die Erinnerung an das Bild unseres Volksstammes in dessen Frühzeit mit. Das nordische Rassenbild hat für viele Deutsche immer noch eine gewisse Geltung als dasjenige Rassenbild, welches die „eigentliche“, die „echte“ Deutschheit ausmache.

Das nordische Rassenbild hat aber für sehr viele Deutsche auch noch eine Geltung als das Bild des Schönen Menschen oder das des Edlen Menschen. (Ich habe das besonders in „Adel und Rasse“ ausgeführt.) Mindestens läßt sich eine solche Geltung bis ins 19. Jahrhundert hinein verfolgen.

In Schillers „Kabale und Liebe“ wird Luise Millerin als ein schönes Mädchen bezeichnet, das sich neben jeder Damme des Hofes zeigen könne. Schiller verleiht ihr dabei hohen Wuchs, Schlankheit, blondes Haar und blaue Augen. Von den Zeiten der Völkerwanderung an bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts gilt nur der nordische Mensch als schön; nur unter dem Bilde des nordischen Menschen können die Künstler den Edlen Menschen gestalten. Seit dem 17. Jahrhundert verliert dieses Schönheitsbild an Geltung auch unter den oberen Ständen. Doch bleibt diese Geltung, allmählich nur schwindend, bis in unsere Tage hinein deutlich erkennbar. Erst in unseren Tagen beginnt auch innerhalb des deutschen Volkes eine Minderheit, sich den Schönen Menschen oder den Edlen Menschen unter anderen Rassenbildern vorzustellen. Es ist erst eine Minderheit, obgleich die nordische Rasse durch rein oder stark vorwiegend nordische Menschen in Deutschland durchaus nicht durch eine Mehrheit vertreten ist.

Wie in den meisten Äußerungen seelischen Lebens, so steht auch in seinen schönheitsbildlichen Anschauungen das deutsche Volk in einer Zeitenwende. Es ist klar, daß die Geltung des nordischen Schönheitsbildes mit dem nordischen Einschlag selbst innerhalb aller abendländischen Völker schwinden muß. Dabei wird entsprechend der Langsamkeit im Schwinden von Überlieferungen die Geltung des nordischen Schönheitsbildes langsamer abnehmen als die rassischen Erbanlagen selbst, durch welche es bedingt war und ist. Wie man aber annehmen muß, daß die Entnordung der abendländischen Völker (d. h. das Schwinden, die Gegenauslese des nordischen Einschlags in diesen Völkern) sich seit dem 19. Jahrhundert besonders beschleunigt hat, so darf man auch vermuten, daß die kommenden Jahrzehnte die Geltung des nordischen Schönheitsbildes beschleunigt und sehr wirksam einschränken, schließlich sogar aufheben werden — falls nicht eine Änderung im rassischen Auslesewillen der abendländischen Völker eintritt.

Die rassenkundliche Forschung hat darauf hingewiesen, daß sich im ganzen Abendlande ein kurzgewachsener, breitgesichtiger, stumpfnäsiger Menschenschlag mit unausgesprochenem Kinn und dunklen Haaren und Augen durch stärkere Fortpflanzung ausbreite: die ostische (alpine) Rasse, welche bei weiterem Schwinden der anderen Rassen schließlich leiblich und seelisch das Abendland bestimmen werde. Vollzieht sich ein solcher Rassenwandel, so wird nach der allmählichen Beseitigung des nordischen Schönheitsbildes und nach längerer Fortdauer der heute schon weithin fühlbaren Vorbildlosigkeit einmal — wohl erst nach Hunderten von Jahren — der ostische (alpine) Mensch sein leiblich-seelisches Rassenbild als das Bild des Schönen und Edlen Menschen aufstellen. Es gibt keine „schöne“ oder „edle“ Rasse an sich. Alle Vorstellungen vom Schönen und Edlen sind rassisch-bedingt. Beim Schwinden einer vorbildlichen Rasse wird zuerst Wirrnis, Vorbildlosigkeit, eintreten — wofür unsere Zeit ein Beispiel ist — dann wird mit dem „Geburtensieg“ einer anderen Rasse allmählich ein neues Vorbild auftauchen.

Eine Tibetanerin, Rhin-Chen-Lha-Mo hat in ihrem Buche „We Tibetans“ das Aussehen der Europäer, genauer gesagt: der vorwiegend nordischen englischen Oberschicht nach tibetanischen Schönheitsanschauungen offenbar treffend beurteilt: „Nach unseren Anschauungen sehen Europäer im allgemeinen nicht gut aus. Wir finden, ihr habt zu große Nasen, die oft ausladen wie der Schnabel eines Topfes. Eure Ohren sind wie Schweinsohren so groß; eure Augen so blau wie die Spielkugeln für Kinder, die Augenhöhlen sind zu tief, die Brauen zu weit vorspringend wie bei Affen“. — Es ist klar, daß diese Tibetanerin gerade die in vorliegendem Buch zusammengestellten Köpfe besonders garstig finden müßte; eben so klar, daß sie eine Sammlung rein oder vorwiegend ostischer (alpiner) Köpfe schön oder mindestens viel weniger garstig finden müßte, denn bei der ostischen (alpinen) Rasse fände sie eben stumpfe, kurze Nasen, dunkle Augen, flachere Augenhöhlen, keine Überaugenwülste „wie bei Affen“. Da die Tibetanerin auch nur von Europäern (Engländern) „im allgemeinen“ spricht, muß sie wohl diejenigen Gestalten und Gesichter ausgenommen haben, welche ihrem Schönheitsbilde näher stehen. Etwa so wie dieses tibetanische Urteil wird dereinst das abendländische Urteil über die „alten Deutschen“, über die Germanen, über die hellenischen und römischen Bildwerke, über Menschen wie Schlageter lauten müssen, wenn der „Geburtensieg“ der ostischen (alpinen) Rasse im Abendlande erreicht ist. Das Schönheitsbild des Abendlandes wird wohl im Widerstreit der Rassenseelen noch oft hin und her schwanken, im ganzen aber sich so abwandeln, wie etwa die Menschenbilder hellenistischer Kunst bei ihrem Vordringen gegen Osten in Indien, in Turkestan usw. abgewandelt worden sind. Die Geschichte der sogenannten Gandharakunst gibt dafür ein Beispiel.

Es ist die Frage, ob nach solchem Wandel der Anschauungen und dem ihm zugrunde liegenden und vorhergehenden Rassenwandel in Deutschland noch eine Vorstellung von irgendeinem „echt deutschen“ Aussehen möglich wäre. Mit der Rasse, die heute noch von der Mehrheit der Deutschen als die „eigentliche“ deutsche Rasse angesehen wird, unter deren Bilde die großen deutschen Künstler den Schönen und den Edlen Menschen gesehen haben, mit dieser Rasse und ihren leiblich-seelischen Erbanlagen ist eben die eigentliche „Deutschheit“ der deutschen Stämme verbunden. „Deutschheit“ ist ja nicht gewährleistet durch eine möglichst große Anzahl deutschsprachiger Menschen gleichviel welcher Rasse, sondern ist an das seelische Erbe einer Rasse, der nordischen, gebunden: in der Weise, daß innerhalb aller Stämme des deutschen Volkes eine fruchtbare Spannung bewahrt bleibe zwischen der vorherrschenden nordischen und den mitherrschenden nichtnordischen Rassenseelen. Diese Spannung allein wird immer wieder „Deutschheit“ entzünden. Man würde wohl auch zeigen können, daß zwar gewiß bei vielen schöpferischen Deutschen eben die ihnen eigene Rassenmischung eine gewisse zeugende Unruhe geschaffen hat (vgl. den Abschnitt „Schöpfergeist und Rasse“ in meinem Buch „Der nordische Gedanke unter den Deutschen“), daß aber die „Deutschheit“ solcher schöpferischen Menschen um so überzeugender wurde, je mehr in dem inneren Widerstreit der Rassenseelen das Nordische immer wieder vorzuherrschen vermochte.

Mit einer solchen Feststellung — deren Begründung im einzelnen ich in meinen rassenkundlichen Büchern versucht habe — wäre nun nichts ausgesprochen, was besondere Bedeutung für die gegenwärtige Wirklichkeit deutschen Lebens hätte, wenn noch ein fester Kern nordischer Rasse innerhalb aller deutschen Stämme gesichert bestünde, gesichert vor allem durch eine genügende Fortpflanzung aller vorwiegend nordischen Deutschen nach entsprechender Gattenwahl. Die nordische Rasse ist aber im Schwinden: die Gegenauslese der nordischen Rasse vollzieht sich wahrscheinlich immer beschleunigter. Damit nimmt die oben gewiesene, dem deutschen Leben fruchtbare Spannung immer mehr ab. Immer weniger, immer schwächer würde in Zukunft eigentliche „Deutschheit“ entzündet werden. Damit ist den Deutschen die Frage der Ausleserichtung gestellt. Für oder gegen eine Auslese in der Richtung der nordischen Rasse: so lautet die deutsche Schicksalsfrage, denn alle leiblichen und seelischen Zustände eines Volkes sind ja immer nur Ausdruck der in ihm wirkenden rassischen Kräfte.

Aus solchen Einsichten hat sich seit Gobineau immer deutlicher der „Nordische Gedanke“ ergeben: d. h. der Gedanke der Vorbildlichkeit des erbgesunden, erbtüchtigen nordischen Menschen für die Auslese innerhalb des Deutschen Volkes.

Dieser Gedanke richtet sich nicht gegen irgendeinen nichtnordischen Einzelmenschen, er wendet sich auch nicht auf den einzelnen nordischen Menschen, sondern allein auf die Ermöglichung einer höheren Kinderzahl der vorwiegend nordischen Deutschen. Der Nordische Gedanke wertet somit nicht Einzelmenschen als solche, sondern immer nur als Erbträger. Gegenüber der von ihm bezeichneten Nordischen Aufgabe am deutschen Volke ergibt sich ihm aber für keine Einzelmenschen eine so strenge sittliche Verpflichtung wie eben für die vorwiegend nordischen. Ihr Verhalten gegenüber dem ihnen eigenen leiblich-seelischen Erbe muß der Nordische Gedanke folgerichtigerweise strenger beurteilen als das anderer Deutscher.

Die deutsche Zukunft ist von der Ausleserichtung abhängig, welcher das deutsche Volk folgen wird. Es kann sich „gehen lassen“ auch auf der Bahn seiner Auslese (Gattenwahl, Kinderzahl), und für solches Gehenlassen treten bewußt oder unbewußt diejenigen ein, welche, wie sie sagen, „das deutsche Volk bejahen, wie es nun eben einmal geworden ist“. Alles Gehenlassen ist aber immer ein Sinkenlassen. Haben seit der letzten Jahrhundertwende Rassenforschung und Erblichkeitsforschung eine Erkenntnis von Auslesevorgängen ermöglicht und verbreitet, so mußte die Frage nach der Ausleserichtung der Völker auftauchen, so mußte ein Wille erwachen, der dauernd vor sich gehenden Auslese eine Richtung auf die leiblich-seelische Steigerung der Geschlechter, Stämme und Völker zu geben. Ein Auslesewille ist erwacht.

Nicht in Deutschland allein ist solch ein Wille spürbar, sondern eigentlich innerhalb aller abendländischen Völker und innerhalb Nordamerikas. Dabei hat dieser Auslesewille sich innerhalb der Völker germanischer Sprache aus das Bild der Nordischen Rasse gerichtet. Das zeigt auch wieder das eben erschienene und in England stark einwirkende Buch „England“, das der Dekan der St. Pauls-Kathedrale in London, Inge, geschrieben hat. In Nordamerika hat der Newyorker Maler Thomas Cole versucht, den „Vorbildlichen Amerikaner“ darzustellen: er hat ihm ausgesprochen nordische Züge verliehen und scheint somit von den Auslesegedanken ergriffen zu sein, welche Grant und Stoddard dargelegt haben. Man beginnt in allen Völkern germanischer Sprache einzusehen, daß Aufstieg und Niedergang des Volkstums an Gedeihen oder Schwinden der nordischen Rasse gebunden sind.

Das uns Deutschen verliehene Inbild des nordischen Menschen würde von einem solcher Darstellung mächtigen deutschen Maler nicht mit den Einzelzügen wiedergegeben werden, welche dem Amerikaner bezeichnend schienen. Der deutsche Maler würde den nordischen Menschen deutscher Prägung geben, ein englischer Maler den nordischen Menschen englischer Prägung. So würde jedem Volk der Nordische Mensch wieder anders erscheinen, gleich wie der Nordische Gedanke — d. h. also der Gedanke von der Vorbildlichkeit des erbgesunden, erbtüchtigen Menschen nordischer Rasse für die Auslese in einem Volke — an jedem Volke und innerhalb aller Stämme dieses Volkes wieder eine andere Aufgabe zu erfüllen hätte.

Ein Buch wie das vorliegende kann dazu beitragen, den Deutschen wieder zu einem Vorbilde zu verhelfen. Jeder einzelne vorwiegend nordische oder nordische Mensch ist aber mit seinen Einzelzügen auch immer nur so etwas wie eine Annäherung an ein Vorbild, kann immer nur so etwas wie ein zeitlich-gebundenes Abbild darstellen von jenem zeitlosen Urbild des vollendeten nordischen Menschen.

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