Indogermanentum und Germanentum,
rassenkundlich betrachtet.

Vom Nordischen Ring
unter Beratung durch Hans F. K. Günther (Berlin).

Wenn Sprach- und Vorgeschichtsforschung aus der engeren oder weiteren Verwandschaft der verschiedenen indogermanischen Sprachen und Gesittungen Schlüsse auf die nähere oder entferntere Lage der Ursitze der einzelnen indogermanischen Völker ziehen und Aussagen über ihre Beschaffenheit (Klima, Tier- und Pflanzenleben) machen können, so ist es die Aufgabe der Rassenkunde, die hier aufgestellten Behauptungen auf Grund von Schädel- und Skelettfunden, durch Zuhilfenahme von Beschreibungen und Bilddarstellungen und durch Beobachtung des seelischen Verhaltens zu prüfen, und so kann ein abgerundetes Bild von Aussehen, Wesen und Treiben der Indogermanen erst durch die Zusammenarbeit aller dieser verschiedenen Forschungszweige entstehen.

Entgegen wieder auftauchenden neueren Bestrebungen, die Urheimat der Indogermanen in Asien anzunehmen, sei es auch die Aufgabe dieses Beitrags, die von unserem verehrten Jubilar vom Standpunkt des Sprachforschers aus vorgetragene Ansicht, daß nicht Asien, sondern Mitteleuropa als die Wiege der Indogermanen anzusehen sei, vom rassenkundlichen Gesichtspunkt aus zu bestätigen und mit Beweisen zu belegen.

Da man unter Rasse eine größere Gruppe von Menschen versteht, die sich durch die Gemeinsamkeit bestimmter körperlicher und seelischer Erbanlagen von anderen Menschengruppen unterscheidet, ist es die Aufgabe einer rassenkundlichen Betrachtung, sowohl die Beweise für das körperliche Bild als auch die für die seelischen Eigenschaften von Indogermanen und Germanen herauszuarbeiten.

Was die leibliche und seelische Beschaffenheit der einzelnen Rassen, die im folgenden angeführt werden, betrifft, so sei hierfür auf die Bücher von Günther „Rassenkunde des deutschen Volkes“ und „Rassenkunde Europas“ verwiesen — es wird genügen, sie hier als bekannt vorauszusetzen.

Sprachwissenschaft und Völkerkunde rechnen die Germanen zu der großen, stämmereichen Gruppe der Indogermanen, deren Auftreten bereits in den letzten Abschnitten der Jungsteinzeit zu erkennen ist, da Teile des Germanentums, die indogermanischer Herkunft sind (wie Sprache, Glauben, Sitte und Recht), mit solchen der anderen Indogermanen, so der Indo-Iraner, der Slaven, Illyrer, Balten, Hellenen, Italiker, Kelten, um nur die Hauptstämme zu nennen, übereinstimmen. Die Germanen gehören dabei zu der Gruppe der sogenannten Kentum-Indogermanen, sie sind sprachlich den Kelten und Italikern am nächsten verwandt. Zur Erklärung dieser Sprachverwandtschaft muß man entweder annehmen, daß Germanen, Kelten und Italiker einmal Nachbarn gewesen sind, oder daß eine Menschengruppe, die diese indogermanischen Mundarten ausgebildet hat, in einem engeren Zusammenhang mit diesen drei Gruppen gestanden haben muß. Aus einer unmittelbaren Nachbarschaft von Uritalikern und Urkelten mit Urgermanen lassen sich aber die unverkennbaren engeren Beziehungen dieser Stämme innerhalb des gesamten Indogermanentums nicht erklären, da von einem Germanentum der Vorgeschichte erst im Anfang der Bronzezeit mit Bestimmtheit gesprochen werden kann und die Ursitze dieses Germanentums in Skandinavien und Nordwestdeutschland liegen, weit entfernt von den donau- und alpenländischen Ursitzen der Kelten und Italiker.

Es bleibt nur die Annahme, daß ein gemeinsamer Bestandteil alle diese Stämme indogermanischer Sprache mit einheitlichem Glauben, Recht, Sitte, Jahreseinteilung usw. durchdrungen hat, und es läßt sich auch tatsächlich eine jungsteinzeitliche Gruppe finden, die den Anlaß gegeben hat zur Entstehung eines jeden Volkstums indogermanischer Sprache, nämlich die jungsteinzeitliche Gruppe der Schnurkeramiker.

Heute ist der „Hiatus“ so gut wie geschlossen. Aus späteren Abschnitten der Jungsteinzeit fand man im sächsisch-thüringischen Gebiet Skelette, Werkzeuge und Töpfereierzeugnisse einer Gruppe von Menschen, der von den Vorgeschichtlern, nach den schnurförmigen Verzierungen ihrer Gefäße, der Name Schnurkeramiker gegeben wurde.

Diese Schnurkeramiker zeigen sich — wir sind für diese Zeit nur auf Skelett- und Schädelfunde angewiesen — innerhalb der schon ziemlich rassengemischten Bevölkerungen des jungsteinzeitlichen Europas als eine nahezu rassenreine, unvermischt einheitliche Menschengruppe mit schmalen Gesichtern, schmalen Langköpfen mit Überaugenbögen, schmalen Nasen, zurückgeneigten Stirnen und weit über den Nacken ausladenden Hinterhäuptern. Gebeinfunde lassen nicht erkennen, ob die Schnurkeramiker von Haut-, Haar- und Augenfarbe hell oder dunkel waren, aber die gleichen schmalgesichtig-langschädligen Formen finden sich wieder bei den Urhellenen, von denen sich glücklicherweise aus dem Zeitabschnitt vor Ausbreitung der indogermanischen Leichenverbrennung einige Schädel erhalten haben, bei später wieder bestattenden Uritalikern, bei Urslaven und Slaven bis ins Mittelalter hinein, bei Urkelten und bei den Germanen der Reihengräber, sobald diese Stämme von der Leichenverbrennung wieder zur Bestattung übergegangen waren. Die Blondheit, Helläugigkeit und Hellhäutigkeit der homerischen Hellenen, der italischen Herrenschicht, der Urslaven, Urkelten und der Germanen läßt sich aber nachweisen und desgleichen die ursprüngliche Blondheit, Helläugigkeit und Hellhäutigkeit der einzelnen Stämme der Satem-Indogermanen Asiens und der Tocharer Ostturkestans. Vgl. hierzu auch Sieglin „Die blonden Haare der indogermanischen Völker des Altertums“, 1935.

Rückschließend darf damit auch für die zum Kern der einzelnen indogermanischen Volkstümer werdenden sächsisch-thüringischen Schnurkeramiker Blondheit, Helläugigkeit und Hellhäutigkeit angenommen werden. Sie müssen als eine Menschengruppe nahezu reiner nordischer Rasse betrachtet werden und sind für die Jungsteinzeit als das Kernvolk nordischer Rasse anzusehen. Die Rassenforschung kann also die Auffassung Schuchhardts („Alteuropa“), daß diese Gruppe als der Kern des Indogermanentums aufzufassen sei, nur bestätigen.

Gegen Ende der Jungsteinzeit, um die Wende vom 3. zum 2. Jahrtausend, zeigen sich die Schnurkeramiker mit ihrem durch besondere Auslese und Ausmerze während steinzeitlicher Jahrtausende erlangten Herrentum als eine Menschengruppe von „gewaltiger Stoßkraft“ (Sprockhoff) und geben durch ihre Züge den Anstoß zur Bildung der verschiedenen indogermanischen Volkskeime.

Weitere Gruppen der Jungsteinzeit, die zur Bildung der verschiedenen Stämme des Indogermanentums beigetragen haben, sind außer der mittel- bis norddeutschen Bevölkerung der Kugelamphoren, einer ebenfalls überwiegend nordrassischen Gruppe, die Band- und die Megalithkeramiker, die ersteren so genannt wegen der bänderartigen Verzierungen ihrer Gefäße, die letzteren auf Grund der Riesenstein- oder Megalithgräber Nordwestdeutschlands, deren Schöpfer sie gewesen sind.

Erscheinen die Schnurkeramiker als eine rein oder nahezu rein nordische Menschengruppe Alteuropas, so war den Bandkeramikern, verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die in der Jungsteinzeit vom südlichen und östlichen Mitteleuropa bis nach Südosteuropa reichten, doch auch ein Einschlag nordischer Rasse eigen, der sich bei denen, die im ostlichen Mitteleuropa, zu Nachbarn der sächsisch-thüringischen Schnurkeramiker geworden waren, sogar bis zu einem Vorwiegen der nordischen Rasse steigerte. Im Donau-Balkan-Gebiet der bemalten Keramik — dem östlichsten Bezirk der Bandkeramiker — mögen sie aus einem Gemisch zweier oder mehrerer Langkopfrassen, besonders der nordischen und der westischen Rasse mit Einschlägen einer oder mehrerer Kurzkopfrassen bestanden haben. Günther möchte vermuten, daß die Bandkeramiker im ganzen ein Rassengemisch aus westischen (mediterranen), ostischen (alpinen), dinarischen und nordischen Bestandteilen ausgemacht haben.

Fanden wir die Schnurkeramiker im Herzen des jungsteinzeitlichen Europas, die Bandkeramiker mehr im Süden und Südosten, so treffen wir im Nordwesten Europas in der Jungsteinzeit auf die Megalithkeramiker. Bei ihnen lassen sich vier Schädelformen unterscheiden, zwei Gruppen von Langschädeln, eine von Kurzschädeln und eine Übergangsform zwischen beiden, die wahrscheinlich durch Kreuzung entstanden ist. Die Langschädelgruppe enthält eine mehr schmalgesichtige Form, die der nordischen Rasse zugeschrieben werden muß, und eine mehr breit- und niedriggesichtige, die der fälischen Rasse zukommt. Die nordische Rasse war also schon vor der Zuwanderung der Streitaxtleute Jütlands — wahrscheinlich einer früheren Wolle der Schnurkeramiker — und der Schnurkeramiker bei den Bevölkerungen Nordwestdeutschlands und Südskandinaviens als Einschlag vertreten. Im ganzen wird man sich die Megalithkeramiker als fälisch-nordisches Rassengemisch — in dem in manchen Gebieten die nordische Rasse stärker vorherrschte — mit Einschlägen einer oder mehrerer breitgesichtiger Kurzkopfrassen, die vermutlich mehr der Knechteschicht angehört haben, vorstellen müssen.

Dieses Rassengemisch erhielt vermutlich durch die Streitaxtleute einen weiteren nordischen Einschlag und endlich durch die Schnurkeramiker gegen Ende der Jungsteinzeit eine solche Verstärkung des nordischen Rassenanteils, daß nunmehr diese nordwesteuropäischen Bevölkerungen, deren Verschmelzung das bronzezeitliche Germanentum ergab, zu einem nordisch-fälischen Rassengemisch mit geringen Einschlägen breitgesichtig-kurzschädliger Formen, jedenfalls zu einem überwiegend nordischen Menschenschlag, geworden sein müssen.

Der Vorstoß einer schnurkeramischen Gruppe von Mitteldeutschland aus gegen Nordwesten, der die schließliche Eroberung des späteren germanischen Urheimatgebietes in Nordwestdeutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen einleitete, muß gegen Ende der Jungsteinzeit erfolgt sein. Die Einzelheiten des Vorstoßes selbst sind von der Vorgeschichtsforschung bisher nur wenig geklärt worden, die endgültige Durchdringung des megalithkeramischen Gebietes im Nordwesten Europas durch eine oder mehrere Wellen von Schnurkeramikern kann jedoch durch Funde bezeugt werden. — Die Annahme des dänischen Vorgeschichtsforschers Sophus Müller und des schwedischen Vorgeschichtsforschers Rydbeck, daß die Indogermanisierung Nordwesteuropas nicht erst durch die Schnurkeramiker, sondern schon durch die Streitaxtleute Jütlands erfolgt sei, deckt sich in rassenkundlicher Hinsicht im großen und ganzen auch mit dieser Auffassung, da ja die Streitaxtleute von diesen Forschern ebenfalls von den sächsisch-thüringischen Schnurkeramikern abgeleitet werden — nach ihrer Auffassung würde es sich hier dann also nur um eine frühere Welle aus dem Schnurkeramikergebiet handeln.

Die jungsteinzeitlichen Stämme, die zum Germanentum beigetragen haben, sind von ungewöhnlicher Begabung und einer vordenklich überlegenden, besonnenen Kühnheit gewesen. Schon die Megalithkeramiker wurden wegen ihrer, trotz der Unkenntnis der Metallverarbeitung, hohen Gesittung sehr geschätzt. Zu ihnen stieß nun das durch Waffenschönheit auffallende Herrenvolk der Schnurkeramiker, und durch die Vorschmelzung dieser Gruppen und der Streitaxtleute entstand das bronzezeitliche Germanentum, das wiederum der Vorgeschichtsforschung durch seine reichen schöpferischen Kräfte, die sich in der künstlerischen Gestaltung des Bronzegusses zeigten, aufgefallen ist. Diese Schöpferkraft hochbegabter Menschengruppen des jungsteinzeitlichen Nord- und Mitteleuropas läßt sich im gesamten Indogermanentum und vor allem im Germanentum erkennen und ist als das Ergebnis eines durch die Auslese während der letzten Vereisung erworbenen Züchtungsvorsprungs aufzufassen.

Nach Eindringen der eroberungsfreudigen Schnurkeramiker in Nordwesteuropa etwa um 2000 v. Chr. drängt das nunmehr entstandene Germanentum weiter über die Grenzen seines geschlossenen Siedlungsgebietes vor. Schon um 2500 v. Chr. waren Auswanderer der vorgermanischen Megalithbevölkerung nach Ostdeutschland vorgestoßen, einige waren die Weichsel aufwärts gezogen, andere über die Ostsee bis nach Finnland vorgedrungen. Ein Teil war auch schon in das Gebiet der mittleren und unteren Elbe vorgerückt, worauf die teils megalith-, teils schnurkeramischen gemischten Gesittungsbezirke dieser Gebiete hindeuten. Um 1000 v. Chr. reicht das germanische Gebiet bis zum Bodetal im Harz, im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. werden die Landschaften des linken Saaleufers besiedelt, um 500 v. Chr. beginnt die lange dauernde Auseinandersetzung mit den Kelten, um 100 v. Chr. ist die Mainlinie erreicht. Die keltischen Freien müssen immer mehr zurückweichen oder werden Kriegsgefangene der Germanen. Die unfreien Knechte des Keltentums, die wahrscheinlich überwiegend aus dunklen kurzköpfigen Menschen, meist wohl ostisch-nordischen Mischlingen, im südlichen Gallien aus den kleinen, dunklen, langköpfigen Menschen der westischen (mediterranen) Rasse bestanden, mögen z. T. in die Knechteschicht der Germanenstämme übergegangen sein. Die freien Kelten der Bronzezeit und der frühen Eisenzeit waren aber den Germanen nahezu rassengleich gewesen, und wenn Teile von Bevölkerungen der den Kelten entrissenen Gebiete zu den Germanen übergegangen sind, so waren dies wahrscheinlich weniger die keltischen Freien als die unfreien Knechte des Keltentums, weshalb man in mittelalterlichen deutschen Bevölkerungen Reste des Keltentums nur mit dieser Einschränkung vermuten darf.

Die weiteste Ausdehnung der Germanen brachte die nun schon geschichtlich erhellte Völkerwanderungszeit, die am besten als „letzte indogermanische Wanderung“ zu bezeichnen ist, denn sie stellt die germanische Völkerwelle dar, der schon viele andere Wellen indogermanischer Völker vorausgegangen waren. Eine weitere Welle des Germanentums stellen außer der Völkerwanderungszeit, die man etwa von 120 v. Chr. bis 600 n. Chr. ansetzen kann, die Wikingszüge zwischen 700 und 1100 n. Chr. dar, zu denen die glänzende Erscheinung des Normannentums gehört: diese Unternehmungen besonders tatkräftiger Nordgermanen, Norweger, Dänen und Schweden.

Aus dem Zeitalter der germanischen Wanderungen sind außer den Schilderungen der leiblichen und seelischen Züge germanischer Stämme durch hellenische und römische Schriftsteller und den späteren Darstellungen in Bildwerken von seiten römischer Bildhauer auch wieder die unmittelbaren Zeugnisse der Gräberfunde erhalten: die Gebeinreste der germanischen Reihengräber. Seit etwa 1400 v. Chr., in Norddeutschland seit etwa 1200 v. Chr., hatten die Germanen, wie seit der frühen Bronzezeit die anderen indogermanischen Stämme, ihre Toten verbrannt. Darum fehlen die Gebeinfunde in dem Zeitabschnitt zwischen dem Abschluß der schnurkeramischen Ausbreitung und der römischen Kaiserzeit. Jetzt kommen die Schädel- und Skelettfunde als wichtiges Beweismaterial für die rassische Zusammensetzung der Germanen der Völkerwanderungszeit und des frühen Mittelalters hinzu.

Die Berichte von Schriftstellern hellenischer und römischer Abkunft betonen die beträchtliche Körperhöhe der Germanen, umso mehr als sie meistens selbst Vertreter kleingewachsener südeuropäischer Bevölkerungen sind. Dieser hohe Wuchs wird auch von den mittelalterlichen deutschen Nachkommen der Germanen, so z. B. von den Ostfranken, berichtet. Die hellen Augen der Germanen, meist als blaue Augen beschrieben, waren von den Römern wegen ihrer Schärfe gefürchtet (acies oculorum bei Caesar), die römischen Soldaten mußten an diese scharfblickenden Augen erst gewöhnt worden. — Bei dunklen Rassen wirkt die Augenmitte, Sehöffnung und Regenbogenhaut (Iris) als eine dunkle Kreisfläche und hat darum weniger Ausdruckskraft. In der Erregung, wenn die nordischen Augen ihr Gegenüber scharf anblicken, mag sich die Sehöffnung öfters erweitern und sich nun umso mehr scharf abgegrenzt gegen die helle blaue oder graue Umgebung abheben, was dann diesen „schrecklichen Blick“ hervorbringen mag. — Die hellen Haare der Germanen werden als flavus oder rutilus bezeichnet, wobei flavus ein helleres, rutilus ein mehr rötliches Blond andeuten mag. Die so bezeugte Blondheit der Germanen ist aber nicht so aufzufassen, als ob es unter ihnen gar keine Dunklen gegeben hätte. Vermutlich gab es in der Schicht der Freien vereinzelte Dunkle; dann aber fanden sich unter den Unfreien, wenn diese auch nicht zum Volke gezählt wurden — darauf weist auch die kennzeichnende Schilderung der Stände in dem „Merkgedicht von Rig“ der Edda hin — schon recht viele Dunkle. Zu der germanischen Vorstellung vom edlen und schönen Menschen gehörte vor allem langes, blondes Haar; die Weichheit des hellen Haares wurde ganz besonders geschätzt. Der Sinn der nordischen Rasse für leibliche Reinlichkeit äußert sich auch in der Haarpflege der Germanen — ihr ist die Erfindung der Haarbürste und der Seife zuzuschreiben. — Die helle Haut der Germanen, die an sich zum Merkmalbilde eines blonden, helläugigen Menschenschlages gehört, wird gelegentlich besonders erwähnt, so auch in der Einleitung zum Salischen Gesetz der Franken aus dem 6. Jahrhundert, das die Hellhäutigkeit der Franken betont. Hauptsächlich beim weiblichen Geschlecht wurde die helle Haut geschätzt; die schneeweißen Arme germanischer Frauen werden genau so in der Dichtung gepriesen wie die der indogermanischen Perserinnen, Helleninnen und Italikerinnen.

Mit solchen Schilderungen vom Anblick des gesamten Germanentums stimmen auch die Beschreibungen einzelner germanischer Stämme überein, wie auch die Schilderungen einzelner Germanen und Germaninnen aus hellenistisch-römischer Zeit und aus dem frühen Mittelalter. Die daraus zu ziehenden Folgerungen in Bezug auf die Rassenzugehörigkeit werden nun durch die Schädel- und Skelettfunde aus germanischen Gräbern bestätigt. Es handelt sich meistens um Reihengräber, die, da sie eine Reihe von Skeletten nebeneinander enthalten, oft große Begräbnisfelder bildeten. Die beträchtliche Körperhöhe der Germanen wird durch diese Funde in der Regel bestätigt, wobei aber zu bedenken ist, daß durch die drückenden vor- und frühgeschichtlichen Umweltverhältnisse die in dem Erbe gelegenen Anlagen zum Hochwuchs wahrscheinlich nicht voll ausgenutzt werden konnten, sodaß das Erscheinungsbild hinter den im Erbbild gegebenen Möglichkeiten zurückgeblieben ist. Die Schädelformen, die in den Reihengräbern gefunden wurden, ergänzen das Bild der Germanen, das aus den Schilderungen der Schriftsteller entstanden ist, in sehr wichtigen Einzelheiten, denn über die Schädel- und Gesichtsformen ist ja aus den angeführten Zeugnissen keine Aussage zu gewinnen. Es sind langförmige Schädel, die in allen Ländern Europas, in denen Germanen geherrscht haben, gefunden worden sind. Man nannte diesen langköpfigen Menschenschlag oft den „Reihengräbertypus“ und bezeichnete unrichtig die nordische Rasse gelegentlich als „Reihengräbertypus“ oder die germanischen Schädel der Reihengräber insgesamt als „nordische Rasse“. Genauere Untersuchungen haben jedoch ergeben, daß in Süddeutschland und der Schweiz auch kurz­förmige Schädel in den Reihengräbern vorkamen. Die frühmittel­alterliche Bevölkerung Nordwestdeutschlands ist noch zwischen dem 9. und dem 14. Jahrhundert n. Chr. als vorwiegend langschädlig zu bezeichnen. Das gleiche gilt auch für die Bewohner Mittel- und Süddeutschlands zur Reihengräberzeit. Die Nordgermanen der jün­geren Eisenzeit und der folgenden Wikings- und Normannenzeit stim­men nach ihren Skeletten und Schädeln demnach ganz mit den Süd­germanen der Reihengräber überein.

Mit dem Ende der Völkerwanderungszeit traten an den Rändern Germaniens, in Süddeutschland und in der Schweiz, später auch in Frankreich, Rassenkreuzungen der sich ausbreitenden Germanen­stämme mit den Unterworfenen ein. Für die Germanen des frühen Mittelalters ergibt sich aber im ganzen immer noch das Überwiegen eines hochgewachsenen, langköpfigen Menschenschlages, und nur in einem Stamme schwächer, im anderen stärker zeigen sich schon Ein­schläge einer oder mehrerer breitgesichtiger Kurzschädelrassen mit mittelbreiten Nasen. Dabei ist zu beachten, daß die Langschädel so­wohl mit hohen, als auch mit niedrigen Gesichtern verbunden sein konnten, was auf das Vorhandensein sowohl der nordischen als auch der fälischen Rasse hinweist und durch die Verhältnisse bei der Entstehung des bronzezeitlichen Germanentums leicht zu erklären ist. Die nordische Rasse muß aber im Anblick des Germanentums überwogen haben, denn die Bildwerke der Römer, die Germanen darstellen, tragen nur nordische Züge. Vielleicht läßt sich dies auch durch eine gewisse Bevorzugung der nordischen Rasse im nordisch-fälischen Rassengemisch des Germanentums durch den seine Vorbilder wählen­den römischen Künstler erklären, wenn man bedenkt, daß die nordi­sche Rasse als die Edelingsrasse des gesamten Indogermanentums den schönen und edlen Schlag der Kunstüberlieferung Roms und Hellas’ ausgemacht hat. Trotzdem wird man aber die Annahme eines starken Vorwiegens der nordischen Rasse im römerzeitlichen Germanentum aufrecht erhalten müssen.

Die beiden Grundrassen des Germanentums sind auch in dessen seelischem Gefüge zu erkennen: führend die nordische kühne und kühle Herrenrasse, staatsmännisch und zur Heeresleitung begabt, mit der Unternehmungslust, die trotz allem Heimatempfinden im­mer wieder in die Ferne lockt, daneben die fälische Rasse, wuchtig, standhaft, knorrig, trotzig und starrköpfig. Nordische Züge zeigen sich wohl besonders im Normannentum, aber auch im Franken-, Langobarden- und Gotentum, während fälische Züge neben nordi­schen sich bei Stämmen im Innern Nordwestdeutschlands erkennen lassen, wohl auch bei einem Teil der Angelsachsen des frühen Mittel­alters.

Die im nacheiszeitlichen Mitteleuropa entstandene nordische Rasse, noch stark vorwiegend bei den frühmittelalterlichen Germanen, läßt sich innerhalb aller Bevölkerungen germanischer Sprache bis auf den heutigen Tag noch als ein wesentlicher Einschlag erkennen, so vor allem in den führenden Geschlechtern dieser Völker. Am besten ist sie heute in einigen Gebieten Norwegens und Schwedens erhalten, da­her auch der Ausdruck „nordische“ Rasse, den der russische Anthro­pologe Deniker um 1900 eingeführt hat.

Solange die Germanen an ihrer Weltanschauung festhielten, trie­ben sie bewußt oder unbewußt durch ihre Sitten und Gebräuche bei Gattenwahl, Kindesaussetzung, Bestrafung von Verbrechern usw. eine gewisse Erb- und Rassenpflege, durch die sie ihre Sippen rein von erbkrankem und rassenfremdem Blut erhielten. Mit der Einführung des Christentums, das die Völker- und Rassenschranken als gottwidrig bekämpfte und so auch das Verbot der Ehe zwischen Freien und Un­freien aufgehoben hatte, trat jedoch eine immer stärkere Vermischung mit der nichtnordischen Knechteschicht ein. Die dadurch erfolgte Rassenkreuzung macht sich in den Gräbern Deutschlands seit der Einführung des Christentums vom 9. bis 12. Jahrhundert an stark bemerkbar. Die Zahl der Kurzschädel nimmt immer mehr zu. Mit dieser Zeit schließt die Rassengeschichte des Germanentums, und es beginnt die Rassengeschichte der Einzelvölker germanischer Sprache, in Deutschland die Rassengeschichte des deutschen Volkes. Das deutsche Volk des späteren Mittelalters und der Neuzeit stellt sich schon als ein Ausleseergebnis derjenigen Jahrhunderte dar, in denen die Rassenzucht der Germanen, die auf indogermanische Wurzeln der Jungsteinzeit zurückgeht, aufgelöst worden war.

Wir gehen jetzt zu den übrigen indogermanischen Völkern und Stämmen über, verfolgen unter rassenkundlichen Gesichtspunkten das Werden der übrigen großen Kentumstämme: Kelten, Italiker, Tocharer, Illyrer und Hellenen, und behandeln dann vom gleichen Gesichtspunkt aus die Hauptangehörigen der Satemgruppe, wie Sla­ven, Indoiraner (Inder und Perser) und Saken.

Fast so wichtig wie die Ausbreitung der Germanen ist für die Rassengeschichte Deutschlands auch die vorletzte Welle der nordi­scben Rasse, die Ausdehnungs- und Eroberungszüge der Kelten. Wieder waren es Schnurkeramiker, die, nachdem sie saale- und elb­aufwärts gezogen waren, in den Gebieten der mittleren bis oberen Donau den Anstoß zur Bildung des Keltentums gegeben haben. Als eine Herrenschicht überwiegend nordischer Rasse brachten sie den dortigen rassengemischten bandkeramischen Bevölkerungen, denen aber (s. o.) auch ein nordischer Einschlag eigen war, ihre indogermanische Sprache und bildeten mit ihnen ein Volkstum und einen Staat indogermanischer Prägung — das Keltentum. Schnurkeramische Becher und Gefäße zeigen sich immer wieder unter den Grabbeigaben der bronzezeitlichen Hügelgräber Süddeutschlands, die den Kelten zuzuschreiben sind. Von dieser Urheimat im Gebiete der mittleren bis oberen Donau dehnten sich die Kelten allmählich bis an den Oberrhein und die obere Rhône aus und beherrschten große Gebiete Mitteleuropas. Ihre Vorherrschaft in Europa dauerte von etwa 900 bis 200 v. Chr., der Gesittungs- und Machthöhepunkt war etwa um 4—500 v. Chr. erreicht. Durch diese gewaltige Ausdehnung verfielen die Kelten, da ihre Herrenschicht immer dünner wurde, in all ihren Er­oberungsgebieten, wie Frankreich, Spanien, den Alpenländern und der Poebene, allmählich der Rassenmischung. Auf deutschem Gebiet mögen die Kelten anfänglich stark vorwiegend nordisch, im Norden ihres Volks­gebietes vorwiegend nordisch mit fälischem Einschlag gewesen sein. Auf mitteleuropäischem Boden scheinen die Kelten außer in Böhmen und Schlesien eine gewisse Verdrängung ostischer (alpiner) und dina­rischer Menschen erreicht zu haben. Mindestens hat die keltische Herrschaft, darunter die der vorwiegend nordischen keltischen Helve­tier, in der Schweiz und im Alpengebiet den Verostungsvorgang, der durch die Pfahlbauern eingeleitet worden worden war, wieder auf­gehalten. Waren die Kelten in Böhmen, Süddeutschland, im Alpen­gebiet und in Oberitalien der Vermischung mit ostischer und dinarischer Rasse ausgesetzt, so trafen sie in Frankreich, England und Spanien hauptsächlich auf die westische (mediterrane) Rasse. Der Name der Keltiberer weist deutlich auf ein Volkstum hin, das aus einer überwiegend nordischen Herrenschicht und einer iberischen, d. h. überwiegend westischen Unterschicht bestand. In dem Maße, wie die Rassenmischung fortschritt, scheint auch der Zerfall der kel­tischen Macht begonnen und sich vollzogen zu haben. Innere Zwiste, in denen sich die nordische Oberschicht ausmerzen mußte, gingen dem Niedergang voraus.

Es ist bezeichnend, daß die keltischen Völker bei ihrem ersten Erscheinen und ihrer früheren Geschichte von den Schriftstellern des Altertums übereinstimmend als hochgewachsen, blond und blau­äugig geschildert werden. Nach Hamy erscheinen die gallischen Schädel der frühen Eisenzeit — es waren meist Schädel der Adels­- und der Priesterschicht, die sorgfältiger bestattet wurden — als fast rein nordisch. In der späteren Eisenzeit sind Kurzköpfe schon reichlich vertreten. Aus der Spätzeit keltischer Völker wird immer schon ein Wuchs überliefert, der nicht mehr die Größe der Germanen er­reichte und eine mehr rötliche oder rote oder dunkelblonde Haarfarbe. Wie in der Spätzeit aller Völker nordischer Rassenherkunft scheinen auch bei den Galliern einzelne unter den Dunkelhaarigen Blondfärbemittel verwendet zu haben. Die stärker entnordeten Gallier des südlichen Galliens sollen — so berichtet der römische Dichter Martialis — ein „spuma Batava“ genanntes Blondfärbemittel angewendet haben, um den nördlichen Galliern in der Haarfarbe zu gleichen. Eine Arbeit von Bienkowski „Die Darstellungen der Gallier in der hellenischen Kunst“, 1908, zeigt neben Bildwerken von Galliern mit vorwiegend nordischen Zügen auch solche, deren massige Glieder und breite, dabei viereckige Gesichter oder deren buschige Augenbrauen über niederen Augenhöhlen bei tief eingebetteten Augen einen fälischen Einschlag im Keltentume erkennen lassen, dann auch Züge, die einen ostischen Einschlag anzeigen. Die Stärke des nichtnordischen Einschlages wird durch solche Darstellungen nicht genauer zu bestimmen sein, wohl aber das sichere Vorhandensein nichtnordischer Einschläge im Keltentum, das ja auch die Schädelfunde bezeugen. Der Durchschnitt der Gallier scheint zur Zeit der Eroberung Galliens schon ziemlich weitgehend entnordet zu sein, worauf auch hinweist, daß Gallier, die in Rom bei einem Triumphzug des Kaisers Caligula (37—41 n. Chr.) als gefangene Germanen auftreten sollten, sich die Haare blond färben mußten. Auch wäre die Eroberung Galliens durch Caesar nicht so schnell vor sich gegangen, wenn die Gallier noch so viele nordische Rassenbestandteile gehabt hätten wie die damaligen Germanen. —

Ein nordisch-westisches Rassengemisch, in dem allerdings mit der Zeit der ostische Einschlag immer stärker wurde, scheint dann in Frankreich das eigentliche „gallische“ Wesen erzeugt zu haben, wie es die alten Schriftsteller, vor allem Caesar, beschrieben haben. Was wir heute als bezeichnend „keltisch“ empfinden, ist also in der Hauptsache ein nordisch-westischer Rassenausgleich. Die keltisch sprechenden Teile Frankreichs sind heute vorwiegend ostisch, die Irlands heute vorwiegend westisch, die Schottlands hingegen immer noch vorwiegend nordisch.

Schnurkeramiker, die als Eroberer vom nördlichen Mitteldeutschland aus über Halle und Eisenach in die Maingegenden um Frankfurt a. M. und von hier über die süddeutschen Rheingebiete ins Alpenvorland zogen, haben dort den Anstoß zur Bildung des dem Keltentum sowohl in Sprache als auch in Gesittung eng verwandten Italikertums gegeben, indem sie zur Herrenschicht über die überwiegend ostische (alpine) Pfahlbaubevölkerung und über Teile der bandkeramischen Bevölkerung (s. o.) wurden. Sie haben diese Bevölkerungen indogermanisiert, und so ist hier zwischen der oberen Donau und den Alpen die Keimzelle des Italikertums entstanden. Das Heranrücken einer Herrenschicht nordischer Rasse ist im schweizerischen Urheimatgebiet der Italiker erkennbar durch die Zunahme schmalgesichtiger Langschädel, die beim Übergang der Jungsteinzeit in die Bronzezeit in der Schweiz, einem vor- und nachher überwiegend. kurzschädligen Gebiete, zuerst zunehmen und dann in der Bronzezeit sogar überwiegen.

Mit dem 2. vorchristlichen Jahrtausend beginnen die Einwanderungen italischer Stämme von Nordosten her über die niederen Pässe der Ostalpen nach Italien, bis, mit Ausnahme der etruskischen Gebiete, der größte Teil Italiens von italischen Stämmen indogermanischer Sprache und Gesittung und nordischer Rassenherkunft besetzt war. Die Terramaren, eine Art von Pfahlbauten auf trockenem Lande oder auf Überschwemmungsgebieten, aus der Zeit um 1500 v. Chr., zeigen ein von Nordosten eingewandertes Volk an, das Viehzucht, Ackerbau und Jagd ausübte und einen ausgezeichneten Bronzeguß herstellte.

Da die Uritaliker, wie die meisten Indogermanen, ihre Toten zu verbrennen pflegten, sind rassenkundliche Aussagen über den Schädel- und Skelettbau dieser frühesten italischen Einwanderer kaum zu geben. Ein Teil der Italiker, die sogen. Bestattenden Italiker, hat aber auf italischem Boden die Verbrennung aufgegeben, so daß aus dieser Gruppe, der umbrisch-sabellischen, Skelettreste erhalten sind. Die Ähnlichkeit, ja Gleichheit der erhaltenen ältesten Italikerschädel mit denen der germanischen Reihengräber hat schon G. Sergi betont. Die einheimische vorindogermanische Bevölkerung Italiens bestand damals teils aus Lang- teils aus Kurzschädeln, sie war wohl hauptsächlich westisch-ostisch — die Gräber zeigen niederen Wuchs.

Die Gründer Roms waren in der Hauptsache bäuerliche Geschlechter nordischer Rassenherkunft — aus ihnen gingen später die Patrizier hervor. Außerdem war eine Schicht Unfreier, die Nachkommen der nichtnordischen Vorbevölkerung, vorhanden, die „clientes“. Sie trugen später z. T. zur Bildung der ursprünglich nichtnordischen Plebejer Roms, deren Herkunft aber noch umstritten ist, bei. Patrizier und Plebejer standen sich also zunächst als zwei rassisch verschiedene und getrennte Schichten gegenüber. Die Patrizier behielten noch bis zur Kaiserzeit die Sitte der Leichenverbrennung bei. — Das altrömisch-patrizische Wesen ist am ehesten nordisches Wesen in italischer Prägung, daneben möchte man einen fälischen und einen ostischen Einschlag vermuten. Bildwerke, die Römer darstellen, findet man erst vom 2. Jahrhundert v. Chr. an, — in der Spätzeit Roms sind sie bedeutend häufiger. Sie zeigen deutlich einen ostischen, minder deutlich einen fälischen Einschlag, immer wieder aber auch dinarische und vorderasiatische Einschläge — letzteres zusammen mit westischem Blut auch durch die spätere Aufnahme einiger etruskischer Geschlechter in das Patriziat zu erklären. Die Rassenzusammensetzung der Plebs änderte sich ebenfalls mit der Zeit dadurch, daß im Laufe des 5. und 4. vorchristlichen Jahrhunderts führende Geschlechter anderer italischer Stämme, die vorwiegend nordischer Rasse waren, unter die römische Plebs eingereiht wurden. So kam es, daß aus der Schicht der Plebejer auch vorwiegend nordische Familien hervorgingen, die später im Laufe des 3. Jahrhunderts v. Chr. zusammen mit den Patriziern den Adel des mittleren Abschnitts der Geschichte Roms, die Nobilitas, begründen konnten. Mit dem Aussterben dieses Adels, der jedoch nicht mehr als so vorwiegend nordisch angesehen werden darf wie die Patrizierschicht der römischen Frühzeit, gegen Ende der Republik, im Anfang der Kaiserzeit, beginnt die rassengeschichtliche Zerfallszeit Roms.

Am reinsten wurde die nordische Rasse in den Reihen der senatorischen Familien bewahrt — dem Senat ist die kraftvolle, tüchtige Staatsführung im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr., die uns Rom als nordisch-geführte Adelsrepublik bezeichnen läßt, zuzuschreiben. — Die Kriege Roms förderten die Ausmerze in der Oberschicht, Geburtenrückgang und Verstädterung taten das ihre dazu. Der Geburtenrückgang wurde immer stärker und griff auch auf die bäuerliche Bevölkerung über. Nach dem Sieg über Karthago fängt für Rom die rassengeschichtliche Spätzeit an. Die Vorderasiatische Rasse strömte nach Rom; Wucher, Sklaveneinfuhr, sittlicher Zerfall und Rassenmischung in ihrem Gefolge. Der Bauernstand verarmte und starb aus.

Mitten in dieser Zeit lebte als einer der letzten Vertreter altrömischer Einfachheit und Tüchtigkeit Cato, der Sprößling eines kleinen Bauerngeschlechts, blauäugig und mit rötlichen Haaren. Ein deutlicher nordischer Einschlag im römischen Volke war noch zu seiner Zeit vorhanden, aber die Entnordung war schon stark vorgeschritten; noch stärker zur Zeit Sullas, der noch vorwiegend nordisch war und von seinen Zeitgenossen in seinen Plänen, die altrömische Adelsrepublik zu erneuern, nicht mehr verstanden wurde. Mit der Kaiserzeit beginnt das Zeitalter des Erlöschens der letzten führenden Geschlechter nordischer Rassenherkunft. — Zu Caesars Zeiten war der größte Teil der Bevölkerung überwiegend westisch-vorderasiatisch-ostisch, in Norditalien mit stärkeren dinarischen Einschlägen; nordische Merkmale waren zwar noch immer vertreten, jedoch vor allem in den führenden Kreisen. — Daß das Wort „Römer“ in späteren Zeiten bei den Germanen der Völkerwanderungszeit zum Schimpfwort geworden war, ist ein Zeichen dafür, daß die damaligen Römer wie die späteren Hellenen nicht die Blutserben der eigentlichen Schöpfer von Rom und Hellas, sondern nur noch deren Spracherben gewesen sind. Nach Sieglin finden sich in geschichtlichen Quellen 63 blonde Italiker (Römer) erwähnt gegenüber nur 18 Dunklen.

Bevor auf die Hellenen eingegangen wird, sei noch ein kurzer Blick auf die nächsten Sprachverwandten der Kelten, Italiker und Germanen, die ostturkestanischen Tocharer geworfen. Vor 20 bis 30 Jahren wurden in der Oase Turfan und in Kutscha (Ostturkestan) Wandgemälde und Handschriften gefunden, die sehr wichtige Aufschlüsse über die rassische Zusammensetzung dieses westlichsten Ausläufers der Kentum-Indogermanen, der Tocharer, geben. Die Wandgemälde zeigen u. a. rotblonde, helläugige, z. T. schmalgesichtige und schmalnäsige Menschen. Die Tocharer, die der Sprache nach aus einer mitteleuropäischen Urheimat nahe der Heimat der Kelten, Italiker und Germanen stammen müssen, — wahrscheinlich kamen sie aus dem nordöstlichen Gebiete der bemalten Keramik, in der Ukrainegegend — müssen von da nach Osten und Südosten abgewandert und in die Nachbarschaft von Satem-Indogermanenstämmen gekommen sein, denn in der rassischen Zusammensetzung wie in Sitte und Kleidung sind sie den Saken sehr ähnlich. Man hat auch einige wenige Schädel gefunden (ein Drittel davon ist kindlich, nur 6 sind erhalten), die den Einschlag eines langschädligen Menschenschlags zeigen, und auch heute noch kann man gelegentlich in Ostturkestan blonde und blauäugige Menschen treffen, die, als die (herausgemendelten) Nachkommen der Tocharer oder auch anderer Indogermanenstämme, von der Beständigkeit der Erbmasse zeugen.

In das bandkeramische Gebiet zwischen Ostalpen, Siebenbürgen und den nördlichen Balkangegenden sind verschiedene Einbrüche von Schnurkeramikern und auch von Mischstämmen aus Schnur- und Megalithkeramikern erfolgt. Dort entstanden aus Überschichtungen der Zugewanderten über die bandkeramischen Bevölkerungen die Volkstumskeime der indogermanischen Thraker, Phryger, Philister, Hellenen und Makedonen, von denen Hellenen und Makedonen ihren Wurzeln nach als ein Volk gelten müssen, und von denen die Philister später als dünne Oberschicht eines Volkes semitischer Sprache, als dessen führende „Riesen“, zu dessen semitischer Sprache übergegangen sind.

Da die Hellenen in ihrer Frühzeit ihre Toten zu verbrennen pflegten, sind hellenische Schädel erst aus späterer Zeit erhalten. Einige urhellenische Schädel konnten glücklicherweise noch aus der Zeit vor Ausbreitung der indogermanischen Leichenverbrennung gefunden werden — sie zeigen lange schmale Schädel von kräftiger Gestaltung und schmale Gesichter (Fürst, 1930, 1932). Ein weiteres Zeugnis ist die Prüfung der erhaltenen hellenischen Helme, die ebenfalls eine lange schmale Kopfform zeigen, mit einer Kopfgröße, die größer ist als die der auch langschädligen, aber kleineren und zierlicheren westischen Rasse.

Dazu kommen nun die Zeugnisse der hellenischen Dichtung. Man wird sich vorstellen müssen, daß die Hellenen auf ihrem Zuge von Mitteleuropa her durch Gebiete gekommen sind, die damals schon einen starken Einschlag dinarischer Rasse hatten. Als vorwiegend nordisch mit geringem dinarischem Einschlag, zugleich mit einer überlieferten Geschlossenheit der Sippen und Sippenverbände, die als Abwehr fremden Blutes wirkte, — so darf man sich die rassische Beschaffenheit der einwandernden Hellenenstämme vorstellen. Da sie in Griechenland eine Oberschicht über eine westisch-vorderasiatische Vorbevölkerung bildeten, mußte sich die Wertschätzung des ererbten Blutes und so auch der leiblich-seelischen Züge der nordischen Rasse ausbilden, die geschichtlichen Zeugnisse erkennen lassen. Der echte Hellene der frühen hellenischen Geschichte ist ein nordischer Mensch, und nach diesem Vorbild sind auch die dichterischen Schilderungen von Göttern und Göttinnen ausgestaltet. Die Gotter und Helden der Ilias (9. Jahrhundert v. Chr.) sind blond und blauäugig, desgleichen die der Odyssee (7. Jahrhundert v. Chr.), und zeigen auch noch andere nordische Rassenmerkmale wie zarte helle Haut, weiches Haar, hohen Wuchs. Den Hellenen ist mit dem Begriff der Schönheit und des Heldentums der Begriff beträchtlicher Körperhöhe stets verbunden gewesen. Vgl. hierzu wieder Sieglin „Die blonden Haare der indogermanischen Völker des Altertums“, 1935, nach dem die geschichtlichen Quellen von 109 Blonden gegenüber nur 13 Dunklen unter den Hellenen berichten.

Da blonde Haare und blaue Augen auch bei der fälischen und ostbaltischen Rasse vorkommen, so kann die Frage aufgeworfen werden, ob es sich hier wirklich um die nordische Rasse handelt. Die ostbaltische Rasse lebte aber z. Z. Herodots noch in Mittel- und Nordrußland, höchstens Sokrates könnte vielleicht als ostbaltisch gedeutet werden. Die griechischen Bildwerke zeigen neben dem vorwiegenden Vorkommen von nordischen Zügen zwar manchen nichtnordischen Einschlag, meistens einen dinarischen, aber selten oder nie einen fälischen. Körperliche und seelische fälische Rassenmerkmale sind erst in der Spätzeit, als die hellenischen Söldnerheere aus Kriegsvolk der ganzen damaligen Welt bestanden, gelegentlich festzustellen.

Die hellenische Kunst zeigt, daß die Hellenen ihr Inbild vom schönen und vom heldischen Menschen sich nur mit den Merkmalen der nordischen Rasse vorstellen konnten. Die z. T. bemalten Bildwerke zeigen neben anderen nordischen Rassenmerkmalen auch blonde bis rötlichblonde Haarfarben. Nichtnordische Züge dienen zur Kennzeichnung des Lächerlichen, Widerwärtigen, Barbarischen oder der untersten Stände. Die freien Hellenen waren vorwiegend nordisch, die Unfreien, die dritte Klasse der Heloten oder Knechte, waren vorwiegend westisch oder westisch-vorderasiatisch. Wie in der Spätzeit Roms, so trat auch in Hellas später Geburtenrückgang in den Führerschichten und Vermischung mit den anderen Ständen ein, die das Aussterben der nordischen und das Anwachsen der westisch-vorderasiatischen Schicht zur Folge hatte. Die vielen hellenischen Kriege und Bürgerkriege vollendeten die Ausmerze des nordischen Blutes.

Damit sind die Hauptvertreter der Kentum-Indogermanen behandelt, und wir gehen zur zweiten Gruppe, den Satem-Indogermanen über.

Wieder war es eine Schnurkeramikergruppe, die im östlichen Mitteleuropa im Gebiete der mittleren und oberen Oder, später wahrscheinlich zusammen mit Teilen der nordisch-dinarischen Aunjetitzerkultur, gelebt hat und von dort aus gegen Westungarn und die Ostalpenländer vorgedrungen ist, und die den Grund zu der westlichsten Gruppe der Satem-Indogermanen, den Illyrern¹ gelegt hat.

Die den Illyrern zugeschriebene Lausitzer Kultur (1500—500 v. Chr.) hat sich bis Polen, Schlesien, Böhmen und Sachsen verbreitet. Von Ostmitteldeutschland aus haben sich die Illyrer gegen Westungarn und die Ostalpenländer ausgedehnt. Nach ihren Gräbern in Ungarn sind sie als eine Gruppe überwiegend nordischer Rasse anzusehen — die gefundenen Schädel zeigen sehr niedrige Längenbreiten-Index-Ziffern, sind also ausgesprochene Langschädel. Das den Illyrern zugeschriebene Gräberfeld von Glasinac bei Serajewo, aus der Zeit um 500 v. Chr., also aus der frühen Eisenzeit, enthielt 29 Prozent langförmige, 37 Prozent mittlere und 34 Prozent kurzförmige Schädel, zeigt also die Vermischung einer langschädligen Rasse mit einer oder mehreren kurzschädligen an, eine Vermischung, die in diesem vorwiegend dinarischen Gebiet auf die Dauer nicht ausbleiben konnte. Skelettreste der Lausitzer Kultur sind nicht erhalten, da die Lausitzer, d. h. die Ur-Illyrer, noch nicht bestatteten, sondern nach indogermanischer Sitte ihre Toten verbrannten. Die wenigen Gebeinfunde aus den Gebieten der Lausitzer Kultur, die übrigens überwiegend nordische Formen zeigen, mögen die Reste von Landfremden gewesen sein. — Die Illyrer gehörten also wie die übrigen indogermanischen Völker vorwiegend der nordischen Rasse an.

Ein schnurkeramischer Vorstoß von Ostdeutschland gegen Osten nach den westlichen Bezirken des mittleren Rußlands hat — darin sind sich wohl Sprach-, Vorgeschichts- und Rassenforscher jetzt so gut wie einig — etwa im Gebiete des mittleren und oberen Dnjeprs den Anstoß zur Bildung des indogermanischen Slaventums gegeben. Man hat sich die Urslaven, diese Oberschicht der damals wohl nordisch-ostbaltischen, nordisch-ostischen, nordisch-dinarischen und nordisch-sudetischen Völker Rußlands, die noch ungeschieden auf engerem Gebiet zusammenwohnten und in sich als einen Zweig der indogermanischen Satemgruppe das Slavische ausgebildete hatten, wie die übrigen Indogermanen als vorwiegend nordischer Rasse vorzustellen. Jahrtausende später, etwa in der frühen Eisenzeit, drangen ostgermanische Einwanderer vorwiegend nordischer Rasse in Rußland ein und beherrschten die inzwischen schon ziemlich entnordete urslavische Bevölkerung. Durch Kriege wurde diese germanische Oberschicht stark gelichtet, und nur ein kleiner Teil, der inzwischen die slavische Sprache angenommen hatte, konnte sich noch einige Jahrhunderte hindurch fast unvermischt erhalten. Er lieferte der Slavenbewegung, die im 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. begann, die Führer.

Vom 5. bis 6. Jahrhundert n. Chr. ab verbreiteten sich nun die Altslaven nach Westen und Südwesten, später auch nach Norden und drangen so allmählich immer mehr nach Mitteleuropa vor. Eine Unterscheidung der Slaven von den Germanen kann wohl an Hand der Gesittungsformen (Keramik, Schläfenringe, zum Teil Dorfbau) und der Sprache durchgeführt werden, rassenkundlich aber, nach Gebeinfunden aus altslavischen Reihengräbern, ist, wie schon Virchow betont hat, eine Unterscheidung zwischen Altslaven und Germanen nicht durchzuführen, denn die Altslaven, d. h. die führende Schicht, die eine besondere Bestattung erfuhr, waren vorwiegend nordischer Rasse, wie die Germanen auch. In altslavischen Gräbern finden sich (nach Ranke) 48 Prozent Langschädel, 36 Prozent Mittelschädel und 16 Prozent Kurzschädel — die Lang- und Mittelschädel überwiegen bei weitem. In den russischen Gräbern werden die Kurzschädel erst seit dem 9. Jahrhundert n. Chr. häufiger und nehmen in den folgenden Jahrhunderten rasch zu. In tschechischen Gräbern ist bis zum 12. Jahrhundert n. Chr. ein Überwiegen der Langschädel festzustellen, desgleichen in den altslavischen Gräbern des Potsdamer Havellandes (Busse). Herodot schildert (5. Jahrhundert v. Chr.) ein osteuropäisches Volk der Budinen (anscheinend einen slavischen Stamm) als ein großes zahlreiches Volk, mit hellen Augen und roten Haaren. Prokop nennt die Slaven des 6. Jahrhunderts n. Chr. groß und streitbar, an Haut- und Haarfarbe nicht sehr weiß oder blond, aber auch nicht sehr dunkel, sondern mehr hellbraun mit einem Stich ins Rötliche, was als Kennzeichnung für ein nordisch-dinarisches Rassengemisch gedeutet werden kann, in dem die nordische Rasse stärker vertreten war als bei den heutigen Südslaven. — Erst allmählich, bis zur Zeit der Verdrängung und Eindeutschung der Slaven in Ostdeutschland, fand man in Norddeutschland unter den slavisch sprechenden Stämmen immer mehr Menschen ostischer, ostbaltischer und sudetischer, in Süddeutschland auch dinarischer Rasse. Nach Schwinden der altslavischen Oberschicht waren die Slaven im Kampf gegen die Deutschen entnordet, und es blieb das, was wir heute als „slavisch“ empfinden: eine Bevölkerung, die ostbaltische, ostische, nordische, innerasiatische und sudetische Rassenbestandteile enthält. Am stärksten war der ostbaltische Einschlag, der auch heute noch bei den sonst vorwiegend dinarischen Südslaven deutlich zu erkennen ist — und der bei den heutigen Polen und Russen vor allem überwiegt. Die dinarische Rasse, die die Südslaven kennzeichnet, zieht sich herüber bis zu den Tschechen (Westslaven), Südpolen und Ukrainern und verliert sich dann schnell im übrigen Polen und Rußland. Durch die Tatarenherrschaft erhielt Osteuropa dann noch einen Einschlag innerasiatischer Rasse.

Ein weiterer schnurkeramischer Vorstoß vom östlichen Mitteldeutschland gegen Nordosten, dessen Auswirkungen sich nach den Funden erst in Finnland verlieren, hat etwa im Gebiete Südlitauens und des südlichen und östlichen daran angrenzenden Polens den Anstoß zur Bildung der baltischen Gruppe des Indogermanentums gegeben — der Altpreußen (Pruzzen), Litauer und Letten. Einzelheiten darüber sind noch wenig bekannt; die heutigen Litauer und Letten sind vorwiegend nordisch mit stärkerer ostbaltischer Beimischung. Bei den finnisch-ugrisch sprechenden Esten ist der nordische — wahrscheinlich durch Wikingssiedlungen aus Schweden vermittelte — Einschlag sogar noch etwas stärker.

Die nächst den Slaven wichtigste Gruppe der Satem-Indogermanen sind die Indoiraner. Mehrere schnurkeramische Vorstöße sind von Ostdeutschland aus über Schlesien und Galizien einerseits bis Südrußland, andererseits bis an die untere Donau gelangt. Dort ist im Gebiet der sogenannten Bemalten Keramik, einer Untergruppe der Bandkeramik, aus Überschichtungen der schnurkeramischen Zuwanderer und einer oder mehrerer Gruppen schnur- und megalithkeramischer Mischbevölkerungen über die dort einheimischen Bandkeramiker das Indoiranertum (Inder, Perser und Verwandte) und das Sakentum (Skythen und Verwandte) entstanden.

Schon vor 1500 v. Chr. waren die Indoiraner aus Südrußland abgewandert. Sie müssen als vorwiegend blond gedacht werden, denn die Inschriften von Boghaz-köi (Kleinasien, östlich von Angora) aus dem Jahre 1400 v. Chr. bezeichnen die ersten einwandernden Inder als „hari“ d. h. Blonde. Wenn auch nicht alle in dieser Gruppe blond gewesen sein werden — im Gebiet der Bemalten Keramik überwogen ja vor dem Eindringen der Schnurkeramiker die Dunklen bei weitem, und später war die nordische Rasse auch nur in den führenden Herrengeschlechtern vorherrschend — so sind diese Inschriften doch ein wichtiger rassenkundlicher Hinweis darauf, daß diese blonde Farbe für die Ureinwohner Vorderasiens auffallend war, also bei ihnen selten bezw. gar nicht vorkam.

Die Eingewanderten bestanden aus losen Verbänden von indogermanischen Bauernkriegern, die hauptsächlich Ackerbau und Viehzucht trieben. Sie hatten zum Teil die Leichenverbrennung, z. T. auch die Bestattung wie die Einheimischen. Im Rigveda werden die Inder der Einwanderungszeit als lebens- und trinkfrohe Recken geschildert, Indra, der Gott des Bauernkriegertums, der an den germanischen Gott Thor erinnert, wird meist der Blondhaarige genannt. Die Eroberer nennen sich Arja, Arier = Edle. Die Anarja oder Dasa (Nichtarier, Feind, später Sklave) werden als dunkelhäutig und nasenlos (d. h. mit flachen breiten Nasen) geschildert, die Eingewanderten als helle Menschen, als Indras weiße Freunde, groß, hell, schönnasig. Sie haben eine größere Nasenlänge als die breitkurznasigen Dasa und längere Arme als diese. Außer Indra werden auch andere Götter gelegentlich noch als gold- oder blondhaarig bezeichnet. Auch Bildwerke von den Anfängen der indischen Bildhauerkunst (3. Jh. v. Chr.) zeigen, obwohl überwiegend nichtnordische, so gelegentlich doch auch nordische Züge — so finden sich etliche Buddhastatuen, die deutliche nordische Rassenmerkmale aufweisen.

Die Kastengesetzgebung, die als ein Ausdruck der Rassenpflege aufzufassen ist, erfolgte erst. 3—400 Jahre nach der Einwanderung. In der ersten Zeit war sie nicht nötig, da eine Vermischung mit den Einheimischen wahrscheinlich nicht eintrat. Kaste bedeutet Farbe, und auch heute noch gehören die Inder im allgemeinen in eine desto höhere Kaste, je heller sie sind. Späterwurde diese Kastengesetzgebung sinnlos, weil der ursprüngliche rassische Sinn verloren ging und einem ständischen Platz machte, wonach Einheiraten von einer Kaste in die andere möglich war. Die Priesterkaste der Brahmanen, die sich besonders rassenrein zu erhalten suchte, ist auch heute noch im Durchschnitt 6—9 cm größer als die anderen Kasten, hat auch eine etwas hellere Haut, schmälere Gesichter mit schmäleren Nasen und gelegentlich auch mittelbraune Haare.

Kurz vor dem Zerfall des indogermanischen Indertums — auch hier war ursprünglich eine Erb- und Rassenpflege vorhanden, die aber allmählich aufgehört hatte — dringen in mehreren Einbrüchen vom Nordwesten her die Indoskythen nach Indien ein und bringen, da sie rassisch noch ziemlich unvermischt waren, dem schon recht entnordeten Indertum eine nordische Blutauffrischung. Sie gründeten in Nordwestindien einen Staat (120 v. Chr. bis 400 n. Chr.) und belebten unter anderem auch die indische Dichtung wieder. Unter ihnen — sie gehörten hauptsächlich zu den Saken und kamen auch aus der Heimat der Bemalten Keramik — waren viele Blauäugige und Blonde. Die Wandmalereien von Adschanta aus dem 6. nachchristlichen Jahrhundert zeigen gelegentlich auch hochgewachsene Menschen mit schmalen Gesichtern, schmalen Nasen, blonden Haaren und blauen Augen, und auch heute noch findet man Spuren der nordischen Rasse, Menschen mit höherem Wuchs, helleren Farben, schmäleren Nasen, ganz vereinzelt im Nordwesten auch blauäugige Blonde, in den oberen Schichten der indischen Bevölkerung und in gebirgigen Gegenden Nordwestindiens, wo das Klima nicht so ausmerzend wirken konnte.

Das zweite indogermanische Volk der Indoiraner, die Iraner (Perser und Meder), drang als eine Gruppe von Bauernkriegern vom Westen her im Iran ein und suchte Ackerland, um sich anzusiedeln. Sie waren aus Südrußland einige Zeit nach den Indern abgewandert, die Meder als erste, die Perser waren später gefolgt. Etwa im 9. vorchristlichen Jahrhundert fanden in Aserbeidschan Kämpfe zwischen den nachrückenden Persern und den Medern statt. Die Meder, die später im Persertum aufgegangen sind, nannten sich auch „Arier“, Iran bedeutet so viel wie Arierland.

Über das Aussehen des edlen Persers geben frühpersische Berichte Auskunft. Der Mann sollte kraftvoll gebaut sein, mit breiter Brust und breiten Hüften, hohen Füßen, hell und scharf blickenden Augen. Ehrende Beinamen für Götter und Menschen waren Ausdrücke wie hochgewachsen, schlank, kräftig, tüchtig, langarmig, schönwadig, schmalfersig, hellhäutig, weißarmig, großäugig, helläugig. — Von hellenischen und römischen Geschichtsschreibern werden die Perser als groß, kräftig, tapfer, hochherzig, mutig, standhaft, als schöne und stolze Erscheinungen beschrieben, wobei zu beachten ist, daß der Ausdruck „schön“ bei den Hellenen nur zur Kennzeichnung von nordischen Rassemerkmalen gebraucht wurde, daß also zu den Persern kein Rassengegensatz empfunden wurde. Persische Felsenbilder lassen ebenfalls ein Vorwiegen nordischer Züge erkennen; ein weiterer wichtiger Beweis für die rassische Zugehörigkeit der Perser sind die buntbemalten Abbildungen auf dem Alexandersarkophag zu Sidon aus der Zeit des makedonisch-hellenischen Rachefeldzugs gegen das Perserreich (330 v. Chr.). Diese Bilder zeigen die Garde des persischen Heeres — außer der Garde waren noch viele Hilfsvölker im Persischen Heer, die aber hier nicht berücksichtigt worden sind — mit vorwiegend nordischen Rassenmerkmalen: blond, blauäugig mit schmalen Gesichtern, schmalen Nasen usw. 330 v. Chr. hatten die Perser also in der Oberschicht einen Einschlag nordischer Rasse, der sich aber zwischen dem 3. und 7. Jahrhundert n. Chr. allmählich ganz verlor. Die Machtausbreitung über die nichtpersischen Gebiete bereitete die Entnordung vor, Kriege und Klima taten das ihrige zur vollständigen Ausmerze der nordischen Rassenmerkmale.

Eine Art Blutauffrischung erfuhren die Nordperser durch die zu den Parthern gehörigen Saken (ab 250 v. Chr.), die nur noch in der Oberschicht einen schwachen nordischen Einschlag hatten. In dem Geschlechte der Sassaniden (200—600 n. Chr.) findet sich noch ab und zu ein nordischer Rasseneinschlag, mit dem Einbruch des Islams verschwindet er auch, und es herrscht neben der vorderasiatischen immer mehr die orientalische Rasse vor.

Die heutigen Neuperser sind vorwiegend orientalisch und vorderasiatisch mit kleinerem innerasiatischem und nordischem und etwas negridem Einschlag, und heute muß man, wie bei den anderen indogermanischen Stämmen des Altertums, zwischen Sprachpersern der indogermanisierten Volksteile und dem Blutpersertum der Ariernachkommen unterscheiden.

Damit sei die Betrachtung über die körperlichen Rassenmerkmale abgeschlossen — es würde zu weit führen, noch alle kleineren Gruppen, wie Thrako-Phryger, Saken, Armenier, Philister usw., zu behandeln. Man hat allen Grund anzunehmen, daß auch diese indogermanisch sprechenden bezw. gesprochen habenden Völker ursprünglich eine vorwiegend nordische Herrenschicht besaßen. Als zweites möge nun die seelische Seite des Indogermanentums vom rassenkundlichen Standpunkt aus beleuchtet werden. Stützen muß man sich dabei auf Beschreibungen von Schriftstellern anderer Völker, auf Dichtungen, Sagen und Gesittungszüge des zu untersuchenden Volkes.

Die bei allen Indogermanen auffallend gemeinsamen Bildungen in Sprache und Gesittung lassen sich wieder nur durch die Schnurkeramiker erklären, die zur Entstehung aller uns bekannter indogermanischer Völker beigetragen haben.

Vor allem sei hier einer Ansicht entgegengetreten, die den Eindruck erwecken will, als wenn die Indogermanen Wanderhirten oder Nomaden bezw. Hirtenkrieger gewesen wären. Der oft damit verbundenen Angabe einer asiatischen Urheimat ist ja eingangs schon entgegengetreten worden, hier nur einige Worte in Bezug auf die angebliche Nomadennatur der Indogermanen.

Wie die anderen wesentlichen Züge im Bilde des Indogermanentums muß auch das alle Herrenschichten der Völker indogermanischer Sprache kennzeichnende Bauernkriegertum in der Hauptsache auf die Schnurkeramiker und ihre mittel- und nordwesteuropäischen Nachbargruppen zurückgeführt werden. Wenn auch die Schnurkeramiker als erste das gezähmte Pferd hielten, so ist das noch lange kein Grund, ihnen deshalb ein Bauerntum abzusprechen und es für die Jungsteinzeit nur für Megalith-(Pflugwirtschaft) und Bandkeramiker (Hackbau) gelten zu lassen. Das kleine indogermanische Pferd der Schnurkeramiker unterscheidet sich außerdem grundsätzlich von dem mongolischen Wildpferde. Wenn wir auch kaum vorgeschichtliche Beweise für das Bauerntum der Schnurkeramiker in Händen haben, so kommt uns doch hier die Sprachforschung zu Hilfe, die für die Urheimat aller Indogermanen festgestellt hat, daß dem damals noch gemeinsamen indogermanischen Stamm mindestens schon eine Getreideart, wahrscheinlich das Korn, bekannt war, und daß er auf der Stufe der Pflugwirtschaft stand.

Wären die Indogermanen als Wanderhirten aus Asien gekommen, so hätten sie den in diesem Gebiet seit altersher gezüchteten Esel und das Maultier auf ihren Eroberungszügen verbreiten müssen. Den Esel aber haben die pferdezüchtenden und pferdeopfernden Indogermanen erst nach ihrem Zusammenstoß mit den Völkern Vorderasiens kennengelernt und, den indogermanischen Sprachen fehlt auch ein gemeinsames Wort für Esel.

Wenn die Schnurkeramiker im Vergleich zu den Megalith- und den Bandkeramikern als eine minder bäuerliche Gruppe erscheinen, weil sie die Zeit zwischen Ernte und Aussaat oft zum Wandern benutzten, so ist doch das — besonders in der nordisch-persischen Awesta-Dichtung hervortretende — adelsbäuerliche Wesen der vorwiegend nordischen und nichtfälischen Satem-Indogermanen ein weiterer schlagender Beweis für das ursprüngliche Bauernkriegertum der vorwiegend nordischen Schnurkeramiker.

Dieses Bauernkrieger- oder Adelsbauerntum ist kennzeichnend indogermanisch und findet sich bei allen uns bekannten indogermanischen Völkern — denken wir nur an die Germanen, deren Wanderungen zur Völkerwanderungszeit hauptsächlich der Landsuche dienten (die Goten z. B. haben Jahrhunderte lang an der unteren Weichsel geackert und ihre Kühe gemolken, ehe sie von dort weiterzogen nach Südrußland; die in Italien einwandernden Kimbern baten die Römer um Land, wofür dann Rom über ihre Arme und Waffen verfügen könne), oder an die Einwanderung der Hellenen, die sippenweise, durch Jahrhunderte hindurch, als landsuchende bäuerliche Krieger mit Ochsenwagen und Schweinen nach Griechenland einrückten, oder an die italischen Stämme, die Viehzucht und Ackerbau trieben, an das ursprüngliche adelsbäuerliche Denken der römischen Patrizier und der späteren Nobilitas, die das vorderasiatische Händlertum verachteten. Denken wir ferner an die Einwanderung der Perser, die ebenfalls als Bauernkrieger unter Mitführung ihrer ganzen Habe und aller ihrer Haustiere auf der Suche nach günstigem Ackerland in Iran eindrangen (bäuerliche Vorstellungen finden sich auch in der Glaubensgestaltung des Mazdaismus, wonach Ackerbau und Viehzucht vor allem gepriesen wurden), wie auch an die einwandernden indischen Stämme, die pflugwirtschafttreibende Ackerbauern und Viehzüchter waren, auf der Suche nach Ackerland ihre erzbeschlagenen Pflüge mit sich führten und vor allem Gerste und Hirse, gelegentlich auch Weizen, säten. Sogar von den Tocharern wird in einem chinesischen Bericht aus dem 7. Jahrhundert erwähnt, daß sie Ackerbau trieben und dabei hauptsächlich Getreide anbauten.

Daß die Indogermanen nicht als Bauern aufzufassen sind, die etwa, wie heutzutage der meist vorwiegend ostbaltische russische Bauer, sich alles gefallen ließen, das drückt ja schon die Bezeichnung Bauernkrieger oder Adelsbauern aus. Gemäß der in ihnen vorherrschenden nordischen Rasse waren sie ein Herren- und Führergeschlecht, das neben den bäuerlichen Eigenschaften ein gut Teil Unternehmungslust, Tatkraft und Tapferkeit besaß. Dies gilt für alle eben erwähnten indogermanischen Völker — Illyrer, Kelten, Slaven, Philister und andere mit eingeschlossen. So wird z. B. von den als besonders kriegerisch bekannten Isländern mit ihren Wikingsfahrten berichtet, daß sie auf Kriegsfahrten ihren Mann standen, den größten Teil ihres Lebens aber mit der Besorgung ihrer Landgüter verbrachten.

In der indischen Rigvedadichtung finden wir wie im Geistesleben von Germanen, Hellenen und Römern eine Schätzung der Kriegerehre, Vorliebe für den Zweikampf, ehrende Haltung gegenüber der damals noch freien Frau, an der Treue, Keuschheit, Stolz und zurückhaltende Vornehmheit am meisten geschätzt waren, Verachtung von Junggesellen und Ledigen und Wertschätzung des Kindersegens.

Die schöpferische Kraft der nordischen Rassenseele zeigt sich im Senat der republikanischen Zeit Roms wie in Hellas, nur wirkt sie sich in Rom mehr auf die Gestaltung von Staat und Recht und auf die Gliederung des öffentlichen Lebens, in Hellas dagegen mehr auf den Gebieten der Kunst und Wissenschaft aus.

Kennzeichnend für die Indogermanen sind ferner die vaterrechtliche Familienordnung und der Aufbau eines Geschlechter- und Ständestaates, mit dem eine strenge Sippenzucht verbunden war. Man denke nur an die ursprünglichen Eheverbote zwischen Patriziern und Plebejern in Rom, an die ähnliche Einrichtung bei den Germanen, wo Kinder aus Verbindungen zwischen Freien und Unfreien der „ärgeren Hand“ — bei den Römern der „pars deterior“ — folgen mußten, an die Sippenpflege des Mazdaismus und an die Kastengesetzgebung Indiens. Der indogermanische Geschlechter- und Ständestaat, der sich über dem Zusammenhang der Sippen vaterrechtlicher Ordnung aufbaut und dessen Älteste, wenn es erforderlich war, gelegentlich einen Stammesherzog wählten, findet sich sowohl bei den Persern als auch bei den Indern, bei den Afghanen sogar noch bis auf den heutigen Tag, und ist ja durch die Schilderungen des Tacitus auch für die Germanen bekannt — Italiker und Hellenen nicht zu vergessen.

Die damit verbundenen familienrechtlichen Anschauungen, die das Blut heilig hielten, den Kinderreichtum rühmten und die Reinhaltung der Rasse verlangten, sind ebenfalls bei allen Indogermanen anzutreffen und sind als ein Ausdruck der indogermanischen Frömmigkeit, als eine Art Glaubensvorstellung, zu werten.

Mit dem Schwinden dieses Glaubens — bei den Germanen wurde er durch das Christentum verdrängt, bei den Persern trat an die Stelle des Mazdaismus der Mithraglaube und später der Islam — hörte die Erb- und Rassenpflege auf, Rassenmischung und Zerfall traten ein.

Die neben der Sprache bei allen Indogermanen gemeinsamen Gesittungsbestandteile wie Leichenverbrennung, Siedlungsweise, Hausbau, Grundbesitzordnung, Jahreseinteilung, Weltordnung, Sagenstoffe, Sitte und Recht seien zum Schluß nur noch erwähnt, sie lassen auch Schlüsse auf die seelische Beschaffenheit der Indogermanenvölker ziehen.

Zusammenfassend ist zu sagen, daß sämtliche Indogermanenstämme nicht nur durch die gleiche Sprache, sondern auch, sowohl in körperlichen als auch in seelischen Zügen, ursprünglich durch das Vorherrschen der gleichen Rasse, nämlich der nordischen Rasse, gekennzeichnet sind. Fast bei allen finden wir, daß die ursprünglich nordisch-rassische Oberschicht, die die Schöpferin und Trägerin der indogermanischen Sprachen und Gesittungen war, durch fremden Einfluß, demzufolge sie die altüberlieferten Sitten aufgab und so die Rassenpflege vernachlässigte, nach einer gewissen Zeit verschwunden war und durch Kriegsverluste, Geburtenrückgang und Entartung fast vollkommen ausgemerzt wurde. Es kam dazu, daß die Urbevölkerung, die dann schließlich übrig blieb, die indogermanische Sprache übernommen hatte und auch heute noch spricht — heute das einzige und letzte Zeichen einer ehemals nordischen Herrenschicht. Die heute lebenden Angehörigen der meisten indogermanisch sprechenden Völker sind meistens nur noch die Spracherben und nichtmehr die Bluterben der Indogermanen. — Für die germanischen Völker droht jetzt das gleiche Schicksal, wenn nicht in letzter Stunde eine Umkehr eintritt. Das nationalsozialistische Deutschland hat diese Umkehr bereits begonnen. Hoffen wir, daß die anderen germanischen Völker recht bald auch noch zur Einsicht kommen und nicht das Schicksal erleiden, das ihre Sprach- und Blutsverwandten in früheren Zeiten betroffen hat.²


¹ Es sei bemerkt, daß vom sprachwissenschaftlichen Standpunkt aus die Illyrer als Kentum-Indogermanen anzusprechen sind.

² Bei der Anfertigung dieser Arbeit sind insbesondere auch die Veröffentlichungen von Professor Dr. Hans F. K. Günther, Jena: „Die nordische Rasse bei den Indogermanen Asiens“, 1934, und „Herkunft und Rassengeschichte der Germanen“, 1935 (Verlag J. F. Lehmann, München) berücksichtigt worden.


Hans F. K. Günther, „Indogermanentum und Germanentum, rassenkundlich betrachtet.“ Helmut Arntz (ed.), Germanen und Indogermanen: Volkstum, Sprache, Heimat, Kultur. Festschrift für Hermann Hirt, Erster Band — Ergebnisse der Kulturhistorie und Anthropologie (Heidelberg: Carl Winters Universitätsbuchhandlung, 1936), S. 317-340.

This work was digitalised by Karl Earlson
2003


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