Zehntes Kapitel

Die Naturforscher und Philosophen

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ie Italiener haben einen hervorragenden Anteil an den Entdeckungsreisen und an der Erforschung fremder Völker und Länder gehabt. Die Erforschung von Inner-Asien und die Entdeckung Amerikas ist ihr Verdienst, und Namen wie Marco Polo, Cabotto, Vespucci, Columbus ragen allbekannt hervor unter den kühnen Genuesen, Venetianern und Florentinern, die im Beginn der neueren Zeiten den geographischen Horizont der Menschheit erweiterten.

Das älteste geographische Buch verfaßte Roberto Guido aus Apulien, eine Reisebeschreibung über Palästina (1240). Im Jahre 1246 reiste ein Lombarde Ascelino (ahd. Ascelin) zum Gran Kan der Tartarei. Oderico aus Pordenone (= Oderich) betrat als erster Europäer die Insel Borneo (1286—1331).1)

Die Familie, aus welcher Marco Polo hervorging, soll von einem Lucio Polo sich herleiten, der aus Sebenico in Dalmatien stammte. Im Jahre 1250 werden Niccolò und seine beiden Söhne, Marco und Maffio Polo, als „nobili onorati“ angeführt. Über das körperliche Aussehen Marcos unterrichtet uns weder ein authentisches Bildnis, noch eine biographische Nachricht. Wenigstens habe ich in den in Betracht kommenden Werken von Ramusio, Zurla und Amat de San-Filippo nichts gefunden. Der Name Polo ist wohl identisch mit Paolo, Paulus.

Von anderen venezianischen Seefahrern sind zu nennen: Niccolò und Antonio Zeni (ahd. Zano, Zeno, Zahn), Luigi Roncinotto (ahd. Runo, Rono, Runco), Cesare dei Federici (= Friedrich), Pietro Querini (= Guerini, Werini), Giovanni Bembo, Pellegrino Broccardi (= Brockard), Gianantonio Soderini (ahd. Sodo, Suder).

Paolo dal Pozzo Toscanelli (1397—1482). — Der Name der Familie dal Pozzo Toscanelli rührt von einem Brunnen in Florenz her.2) Baldovinetti malte sein Bildnis in Santa Trinità, das aber untergegangen ist. Doch existiert noch eine Kopie im Palazzo vecchio, das Vasari auf seinem Fresko „Cosimo il vecchio im Kreise der Gelehrten seiner Zeit“ anbrachte. Danach muß er von Gesicht häßlich gewesen sein, mit einer stark vorspringenden Nase, vorragendem Kinn und großem Mund. Die Augen sind hell, ob ursprünglich blau, kann ich nicht entscheiden.

Christoph Columbus (1446—1506). — Über den Entdecker Amerikas haben wir mehrere biographische Nachrichten von Zeitgenossen, die sein körperliches Aussehen auf Grund eigener unmittelbarer Kenntnis sehr genau beschreiben. Diese Zeugnisse sind von Henry Harrisse in seinem umfangreichen und bedeutenden Werk übersichtlich zusammengestellt worden.3) Petrus Martyr beschreibt Columbus als einen Menschen von hoher und schlanker Gestalt, rothaarig und mit langem Gesicht. Orviedo berichtet, daß er weit über mittelgroß und von starkem Gliederbau gewesen sei. Seine Augen waren lebhaft, das Haar rot und der Teint rosig. Die ausführlichste Schilderung gibt Las Casas: Columbus war von hoher Statur, über mittelgroß, das Gesicht war lang und imponierend, die Nase adlerförmig gebogen, die Augen hellblau, der Teint weiß mit lebhaftem Rot; Bart- und Haupthaare waren in seiner Jugend blond, aber Not und Sorge bleichten sie schon früh. Über die Genealogie seiner Familie ist nichts bekannt, auch kennen wir den anthropologischen Typus seiner Eltern nicht. Doch ist es bemerkenswert, daß seine Mutter wahrscheinlich aus einem kleinen Dorf nordöstlich von Genua stammt, das den altdeutschen Namen Quezzi (= Guezzi, Wezzi, nhd. Wetz) trägt. Auch will ich nicht unerwähnt lassen, daß es eine Sage gibt, nach welcher Columbus von einer deutschen Familie namens Dauber abstammen soll.

Amerigo Vespucci (1451—1512). — Die Vespucci waren eine adelige Familie und stammten aus Peretola in Toscana, wo sie zuerst im Jahre 1342 in einer Streitsache mit den Grifoni (Grifo = Greif) erwähnt werden. Der Ursprung des Namens Vespucci ist zweifelhaft, er weist, wie Vespino, auf einen Namen Vespo zurück, der sowohl germanisch als keltisch sein könnte (Vespasianus). Seine Mutter war Lisabetto Mini (ahd. Maino, Meino, Mino). Der Name Amerigo oder Americo und Emerico ist germanischen Ursprungs (ahd. Emmerich). Der neue Weltteil trägt demnach einen deutschen Namen. H. Brockhaus hat gezeigt, daß es kein echtes Bildnis von Amerigo gibt, und daß die unter seinem Namen gehenden zum Teil freie Erfindungen, zum Teil den Bildnissen von Verwandten nachgebildet sind. Auch der Jüngling, der auf dem Fresko des Ghirlandajo in der Kirche Ognissanti in Florenz angegeben wird, kann unmöglich Amerigo sein, sondern gehört einem anderen Zweig der Familie an.4) Das einzige echte Bildnis ist dasjenige auf der Karte des deutschen Geographen Waldseemüller. Lange lockige Haare, kurzer Bart, leicht gebogene Nase sind die einzigen Merkmale, die angegeben werden können.

Sebastiano Cabotto (1472—1557). — Der Name ist wohl eine Ableitung von Gabo, Cabo und steht in Analogie mit Rabotto, Belotto, Wallod, Rachot, Wichot und anderen. Über seinen physischen Typus ist nichts bekannt.

In derselben Zeit, als kühne Italiener ihre Entdeckungsreisen unternahmen und die Erdoberfläche erforschten, begann auch die wissenschaftliche Erforschung des Weltenbaus und des menschlichen Organismus, begann Astronomie, Physik, Mathematik und Medizin.

Im elften Jahrhundert wird ein Astronom Pandulfus von Capua (= Pandolf) genannt. Um dieselbe Zeit schrieb ein salernitanischer Arzt Cophorn, dessen Name deutschen Ursprung verrät, eine Anatomia porci. Irn Anfang des dreizehnten Jahrhunderts wird ein Magister Richardus als Anatom genannt. Montini dei Luzzi (Raimondini = Raimund Lutz), Professor in Bologna (1275—1326), war der erste, der auf Grund eigener Untersuchungen an menschlichen Körpern ein Lehrbuch der Anatomie des Menschen schrieb. Leonardo Fibonaccio aus Pisa war um dieselbe Zeit Begründer der neueren Mathematik. Fibonaccio ist wohl von einem ahd. Fibo herzuleiten (nhd. Fiebe, Feibe), das entweder mit Feva identisch oder eine Kurzform von Filiberto ist.

Julius Caesar Scaliger (1484—1558) hieß mit seinem wahren Familiennamen Bordone (nhd. Burden) und stammte nicht, wie er vorgab, von der berühmten Familie der Scaligeri in Verona. Aus der Lebensbeschreibung, die sein Sohn J. Scaliger verfaßt hat, ist zu ersehen, daß er blaue Augen hatte.5) Sonstige Nachrichten oder Bildnisse sind mir nicht bekannt.

Andrea Cesalpini (1519—1603). — Nach Cinelli stammen die Cesalpini aus der edlen Familie der Blanci (= Blancke). Biographische Nachrichten über sein Außeres fehlen gänzlich. Im Cabinetto botanico zu Pisa befindet sich ein Bildnis, dessen Zustand und neuerdings vorgenommene Restaurierung aber nicht erlaubt, anthropologische Schlüsse daraus zu ziehen.

Ulisse Aldrovandi (1522—1605). — Die Aldrovandi oder Aldobrandi sind eine sehr alte Familie, deren Namen einen germanischen Ursprung andeutet. Die Mutter des Ulisses war Veronica Marescalchi (= Marschall), aus einer sehr edlen Familie in Bologna. In der Gemälde-Gallerie in Wien befindet sich ein Bildnis, das ihn mit dunklem Haupthaar, blauen Augen und blondem Bart darstellt.

Galileo Galilei (1564—1642). — Sein Vater war ein Florentiner Edelmann und geschickter Mathematiker, der sich durch Schriften über die Theorie der Tonkunst berühmt gemacht hat. Seine Mutter entstammte einem alten und berühmten Geschlecht namens Ammanati aus Pescia. Ammanati ist eine Ableitung vom ahd. Amano (= Amann) und lautet ursprünglich Amman-had, ähnlich Amalhad und anderen. Er kann aber auch mit Nado oder Natho zusammengesetzt sein, ähnlich Hasnat, Arnad, Wannato, Romanath. Über den physischen Typus Galileis sind wir durch Nachrichten und Bildnisse hinreichend unterrichtet. Jagemann gibt in seiner „Geschichte des Lebens und der Schriften Galileis“ auf Grund älterer italienischer Biographen folgendes an: „Er war von ehrwürdigem Aussehen, viel mehr groß als klein von Statur und von starkem Gliederbau. Seine Augen waren voll Feuer, seine Stirn hoch und breit, die Gesichtsfarbe weiß und das Haar rötlich.“ (S. 165). Diese biographischen Nachrichten werden bestätigt und ergänzt durch die Bildnisse, unter denen das schönste dasjenige von Sustermans in der Galleria Pitti ist und große, blaue Augen erkennen läßt.

Giuseppe Verzaglia, ein Schüler Galileis, hatte nach seinem Bildnis in der Biblioteca Malatestiana in Cesena blaue Augen und blonde Haare. Der Name Verzaglia ist von Werzo (= Werizo) und Agila herzuleiten. Analog ist Barzaglia.

Evangelista Torricelli (1608—1647). — Auf seinem Bildnis in den Uffizien zeigt er germanische Gesichtszüge, rosig-weiße Gesichtsfarbe, helle, blaue Augen, dunkelbraune, fast schwarze Haare, während der Bart und die Augenbrauen hellblond oder gelb sind. Den Namen Torricelli möchte ich in Analogie bringen mit ähnlichen Namen zweifellos altdeutschen Ursprungs, wie Guinicelli, Botticelli. Er ist von Toro, Turo, Torico herzuleiten, nhd. Dorr, Dürr, Doreck. Torricelli entspricht im nhd. Doergell.

Vincenzo Viviani (1622—1703) entstammte einer Florentiner Adelsfamilie, als deren Stammvater nach Passerini im Jahre 1174 ein Borgognone di Piero di Lapo festzustellen ist. Wie Borgognone und Lapo, so ist auch Viviani höchstwahrscheinlich ein altdeutscher Name. Von dem Stamme Vibo, Wivo leiten sich ähnliche Namen, wie Vivaldi, Vivarini, Wivanes, ab. Doch könnte der Name auch lateinischen Ursprungs sein. Über seine äußere Gestalt ist mir aus Biographien nichts bekannt geworden, dagegen gibt es ein schönes Pastellbildnis in den Uffizien, mit germanischer Gesichtsbildung, rosiger Haut und hellblauen Augen. Die Haare scheinen dunkelbraun gewesen zu sein.

Giovanni Dom. Cassini (1625—1712) hatte nach seinem Bildnis in der Universitäts-Bibliothek zu Bologna ein langes, schmales Gesicht, ebensolche Nase, hellen, rosigen Teint, blaue Augen und braunes, lockiges Haar.

Francesco Redi (1626—1694) gehörte der edlen Familie der Redi in Arezzo an (Rado, Redo, nhd. Rade). Es gibt zwei Bildnisse von ihm, im Palazzo communale von Arezzo und im Passaggio der Uffizien. Er hat ein langes, schmales Gesicht, ebensolche Nase und große blaue Augen. Der Teint ist hell und die Farbe der Haare braun mit blondem Schimmer.

Antonio Vallisneri (1661—1730) gehörte zu einer altadeligen Familie, die ursprünglich Neri (ahd. Naro, Nero, nhd. Nehr, Nehring) hieß und die in einem gewissen Tale ein Kastell erbaute, woher sie den Namen Vallisneri führt. Als ältester Vorfahr wird ein Ridolfo Vallisneri, Sohn des Rainero aus langobardischem Geschlecht, im Jahre 1105 genannt. Seine Mutter war Lucretia Davini, aus einer alten Familie in Reggio (ahd. Davo, nhd. Dawe). Über die physische Konstitution des Antonio gibt uns ein Gedicht Aufschluß, das den Abate Girolamo de’ Conti Lioni zum Verfasser hat:

Di membra asciutti è il Vallisner formato,
Alto, ma quanto ad uom conviensi appieno:
Ha fronte aperta, e di gran ciglia armata
L’occhio ognor sfavillante, ognor sereno.
Un virile color le guancie avviva
E nulla toglie degli spiriti suoi
Il pel, che bianco in sù del volto arriva.

In der Gesamtausgabe seiner „Opere fisico-mediche“ (1733), welcher die obigen Nachrichten entnommen sind, befindet sich ein Bildnis mit schönem germanischen Profil. Auf seinem Bildnis in der Universitäts-Bibliothek, zu Bologna hat er blaue Augen. Die hohe Gestalt, die rötlich gefärbten Wangen, das Profil, die blauen Augen, sind eine anthropologische Bestätigung für seine historisch überlieferte langobardische Abstammung.

Marcello Malpighi (1628—1604). — Nach dem Bericht von G. Atti war Malpighi von mittlerer Größe, dunklen Haaren und Augen; der Teint war rosig, und seine Gesichtsbildung zeigte die Züge der nordischen Rasse, wie sein Bildnis in Casa Savini in Bologna erkennen läßt.6) Was den Namen Malpighi anbetrifft, so möchte ich ihn in Analogie mit Respighi setzen, die beide durch ihre Schreibweise den altdeutschen Ursprung verraten. Er ist wohl eine Zusammensetzung aus Malo (Melo) und Pico (Bigo) und würde einem nhd. Mallbig entsprechen, analog Hellbig und anderen. Doch könnte er auch aus ahd. Malpago entstanden sein.

J. B. Morgagni (1682—1771). — In seinen Lebensbeschreibungen der wissenschaftlich berühmten Männer Italiens schildert A. Fabroni den großen Naturforscher als einen Mann von hoher Gestalt und ehrwürdigem Aussehen, mit heiterem und fröhlichem Gesicht, gelbblonden Haaren und himmelblauen Augen.7) In der Gallerie zu Forli sieht man sein Porträt von der Hand des Antonio Bellori, das zu der obigen Beschreibung noch ein schmales Gesicht und eine lange schmale Nase hinzufügt. Der Name Morgagni ist wohl verwandt mit dem altdeutschen Morgand, Morgante, dessen Stammwort Morg oder Morgo von Morigo sich ableitet, wie Garzo von Garizo, Merlo von Merilo, Serlo von Serilo. Analog sind Namen wie Guadagni, Gualagni, Borgagni, Mascagni, die alle an das gotische Arevagni erinnern.

Lazzaro Spallanzani (1729—1799). — Luigi Vella beschreibt ihn als einen Mann von hoher Statur, vornehmer Haltung, breiter Stirn und mit tiefliegenden, funkelnden Augen.8) Seine Büste sowie ein Bildnis in Stahlstich lassen die Kopf- und Gesichtsbildung der germanischen Rasse erkennen. Den Namen Spallanzani möchte ich mit Wolfanzo, Custanzo usw. in Analogie bringen und von einem italienischen Namen Spalla ableiten, der im ahd. nur in Marispalla vorkommt und im nhd. Spalle, Spahle lautet. Er war geboren in Scandiano bei Modena; Scandiano von Scandia = Scandinavia, dem alten Namen für Schonen im südlichen Schweden.

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In der Entwickelung der italienischen Philosophie, die früher als in anderen Ländern zu einer freien und selbständigen Weltanschauung gelangte, zeichneten sich in erster Linie Telesius, Cardanus, Campanella, Bruno und Vico aus.

Bernardino Telesio (1508—1588). — Die Familie der Telesii in Cosenza war wegen ihres hohen Alters, Adel des Blutes und durch großen Feudalbesitz hoch berühmt, und wohl normannischer Herkunft, da sie zu den Fürsten- und Baronengeschlechtern Calabriens gehörte.9) Der Name lautet auch Tilesio, Thilesio und deutet damit seinen Ursprung von ahd. Thilo, nhd. Thiel an. Biographische Nachrichten besagen, daß seine Statur mittelgroß und sein Teint braun gewesen sei.10) Ein Bildnis des Philosophen befindet sich bei einem seiner Nachkommen in Jasano in Apulien. Nach einer freundlichen Mitteilung von Professor St. de Chiara in Cosenza sind Haare und Bart auf diesem Bilde ergraut-weiß, die Farbe der Augen dunkelblau. Die Gesichtszüge sind diejenigen der nordischen Rasse.

Hieronymus Cardanus (1501—1576). — Als Stammvater der Cardani wird ein Milo Cardanus genannt, der im Jahre 1189 der städtischen Verwaltung in Mailand vorstand. Sowohl Milo wie Cardano ist altdeutschen Ursprungs. Cardano leitet sich von Hardo, Cardo ab und ist eine ähnliche Bildung wie Rodanus, Brandanus, Caldani. Der Philosoph hat eine selbstverfaßte Lebensbeschreibung hinterlassen, in welcher er sein Äußeres genau schildert. Seine Statur war mittelgroß, die Augen waren klein und zusammengekniffen, die Farbe der Haare und des Bartes hellblond (flavus), das Gesicht ziemlich lang und der Teint rötlich-weiß.11)

Tommaso Campanella (1568—1639) war von hoher Statur und hatte einen großen, melonenförmigen Kopf. Die Haare waren struppig und die Augen kastanienbraun.12) Über die Farbe der Haare und der Haut ist mir nichts bekannt. Die Form seines Kopfes war wohl abnorm, durch Hydrocephalus entstanden. Die hohe Statur und die braunen Augen weisen auf eine Mischung zwischen der nordischen und brünetten Rasse.

Giordano Bruno (1548—1600). — Über seine Familienverhältnisse gibt Bruno selbst folgende Auskunft: „Jo ho nome Giordano, della famiglia di Bruni, della città di Nola, vicina a Napoli, nato e allevato in quello città. Mio padre haveva nome Giovanni e mia madre Fraulissa Savolina, e la professione di mio padre era di soldato.“ Bruno ist das nhd. Bruhn oder Braun, Savolina ist ein gotischer Name, Fraulissa (nach Bruckner) eine Zusammensetzung mit Fro oder Frao = froh und Lisa, eine ähnliche Bildung wie Fraupert. Über das körperliche Aussehen Giordanos gibt es keinerlei biographische Nachrichten, als die wenigen Andeutungen in einem seiner Gedichte: „Männlich derb in den Gliedern, in rauher Kraft ungezügelt.“ Man darf daraus schließen, daß er von großer und kräftiger Statur gewesen ist, wie auch aus seinem Brustbild hervorgeht. Ein farbiges Porträt existiert meines Wissens nicht, nur der bekannte, oft reproduzierte Kupferstich, aus dem uns die typische Physiognomie des germanischen Stammes entgegenblickt, das Gesicht eines Träumers und Schwärmers, wie wir es im Norden nicht selten sehen. Da sich in Nola Norddeutsche niedergelassen hatten, und ein Nachbar seines Vaters Alemanna und ein anderer Danese (= Däne) hieß, so hat man daraus schließen wollen, daß Giordanos Vater aus dem Kreise dieser Einwanderer hervorgegangen sei.

Giovanni Battista Vico (1668—1744). — Der Name Vico ist germanisch, nhd. = Wieck, wofür auch die sonst vorkommende Form Guico und Vigo spricht. Biographische Nachrichten über sein Äußeres sind mir nicht bekannt, abgesehen von der Nachricht eines Zeitgenossen, daß seine Augen „lebhaft und durchdringend, voll von Feuer“ gewesen seien. Nach einer Mitteilung von Professor Croce in Neapel, der im Besitze eines Bildnisses von Vico ist, hatte er braune Augen, schwarze Haare und schmale, gebogene Nase. Da über die Körpergröße und die Hautfarbe nichts bekannt ist, so bleibt es zweifelhaft, ob wir es in ihm mit einem Vertreter der mediterranen Rasse oder mit einem Mischling der nordischen und brünetten Rasse zu tun haben.

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1) Amat de San-Filippo, Studi biografici. 1875. S. 9—26.
2) G. Uzielli, La vita e i tempi di Paolo Toscanelli. 1894.
3) H. Harrisse, Christoph Columbus, son origine, sa vie, ses voyages, sa famille et ses descendants. 1884. S. 163.
4) H. Brockhaus, Forschungen über Florentiner Kunstwerke. 1902. S. 85.
5) J. Scaligeri, Epistola de vetustate et splendore gentis Scaligeri. S. 49.
6) Gaetano Atti, Notizie edite e inedite della vita e delle opere di M. Malpighi e di Lorenzo Bellini. 1847. S. 9.
7) Angelo Fabronio, Vitae Italorum doctrina excellentium. vol. 12.
8) L. Vella, Lazzaro Spallanzani. 1881. S. 13.
9) Rixner und Siber, Leben und Lehrmeinungen berühmter Physiker am Ende des sechzehnten und Anfang des siebzehnten Jahrhunderts. 1820. II, S. 3.
10) S. Spiriti, Memorie degli scrittori Cosentini. 1750. S. 90. — Woher Spiriti diese Notiz hat, gibt er nicht an.
11) Hieronymi Cardani Mediolanensis, De propria vita. 1643. S. 23.
12) M. Baldachini, Vita di Tommaso Campanella. 1847.

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